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Peter Jordan, der Vösendorfer Güterverwalter
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<div class="artikel90"> ={{PAGENAME}}= {{Infobox Publikation | autor = Winfried Hofinger | medium = ? | texttyp = Buchbeitrag | erscheinungsdatum= ?2006 | kategorien= Peter Jordan; Agrargeschichte; 2006 | anmerkungen= | anmerkungen2= }} Peter Jordan, der Vösendorfer Güterverwalter Vom Schafhirten zum Ackerbauern. "Ich will, daß dem Professor Jordan Meine beiden Herrschaften Laxenburg und Vösendorf ganz zur Verwaltung übergeben werden .. .Demselben bewillige Ich dafür vom Tage seiner Anstellung eine Besoldung von zweytausend Gulden jährlich; für die Fuhren aber ist ihm keine Vergütung zu geben, maaßen er sich der Wirthschaftspferde bedienen kann ... Wien, am 27. Februar (1806) Franz" "Lieber Graf Goess! Ich habe Mich bewogen gefunden die auf der Herrschaft Vösendorf befindliche landwirtschaftliche Lehranstalt eingehen zu lassen. Sie werden dem gemäß an den Regierungs Rath und Professor Jordan das Erforderliche veranlassen, und Mir in einem gutachtlichen Vortrage der Studien Commission unterlegen, wie derselbe zu behandeln sey. Wien den 10. März 1824. Franz" Zwischen diesen beiden Allerhöchsten kaiserlichen Handschreiben liegt die Tätigkeit von Peter Jordan im Schloss von Vösendorf. Wie kommt ein Bergbauernbub aus dem Seilraintal, also von dort, wo Tirol am steilsten ist, zu einer solchen Stellung? Wie war so ein Aufstieg möglich, und das vor nunmehr 200 Jahren? Es war ihm in der Tat nicht in die Wiege gelegt, so seine Eltern überhaupt eine Wiege besessen haben. Im Sellrain herrschte um 1751, als Peter Jordan am 2. Februar getauft wurde, bittere Not. Alle Bauern von Sellrain sind heute als Bergbauern der beiden höchsten Klassen eingestuft. Die Abwanderung der überzähligen Kinder war durch Jahrhunderte die Regel. Heute pendeln über tausend Menschen aus dem Tal täglich in das nahe Inntal. Aus dieser beengten Welt konnte früher fast nur ausbrechen und aufsteigen, wer vom Pfarrer - weil als überdurchschnittlich begabt erkannt - zum Studium geschickt wurde. Das Gymnasium in Innsbruck, in das der junge Schafhirte mit 14 Jahren eintrat, absolvierte Jordan in kürzester Zeit. Matura legte er keine ab, weil es die damals in Österreich noch nicht gegeben hat. Auf ihn als Klassenbesten dichteten seine Mitschüler ein lateinisches Distichon, das übersetzt lautet: "Ihr Seilrainer Berge erhebt euch zum Applaus, ihr, auf deren berühmtem Scheitel er einst Hirte war." Von Gönnern wurde der Student über Wasser gehalten. Das erste, was Jordan als Güterverwalter in Vösendorf aufließ, war übrigens die Schäferei, die erstaunlicherweise um 1800 dort der Schwerpunkt der Wirtschaft war. Lehrjahre Von Innsbruck ging es nach Wien. Hier gab es noch keine Hochschule für Bodenkultur -diese wurde erst hundert Jahre später, im Jahre 1872 gegründet; ihr Hauptgebäude an der (1904 so benannten) Peter Jordan Straße im 18. Bezirk hat sie 1896 bezogen. Mit den ökonomischen Studien war es in Wien des 18. Jahrhunderts nicht eben weit her. Also ging Jordan nach Göttingen, damals für Ökonomie die erste Adresse. In der Göttinger Universitätsmatrikel ist am 27. Mai 1781 ein "Petrus Jordan, Tyrolensis", in Wien exmatrikuliert, eingetragen worden. Allerdings gibt es einen Brief von ihm aus Göttingen aus 1779. Auch den detaillierten Stundenplan für die Vorlesungen und die vielen praktischen Übungen bei Professor Beckmann hat man uns prompt geschickt. Schon 1783 wurde Jordan an der medizinischen (!) Fakultät der Wiener Universität Professor für Ökonomie. Nachdem er dort rund 20 Jahre unterrichtet hatte, schrieb er am "4ten Febr. 804" an seinen Studienfreund aus Wiener Zeiten Franz Carl Zoller nach Innsbruck: "... mich betreffend war ich seit dem 8ten July bis September auf einer Reise durch Sachsen, Dessau, Magdeburg, Brandenburg, wieder Oberschlesien in ökonomischer und technologischer Hinsicht beschäftigt. Ich habe nämlich zu meiner Professur einen Substituten erhalten, dem ich weisslich den Sommerkurs überlasse, um mich etwas freyer tummeln zu können. Daß ich so lang nicht dazukomme, mein liebes Vaterland zu besuchen, verdrießt mich umso mehr, da ich schon zweymal bis Salzburg vorgerückt war. Es soll aber gewiß nächstens geschehen, indem ich wahrscheinlich meine Lehrstelle bald mit einem ruhigem und für mich interessantem Hause vertauschen werde." Dieser Substitut war ein gewisser Leopold Trautmann. Er hat 1806 von Jordan nicht nur die Professorenstelle an der Universität übernommen, sondern auch viele seiner Lehrinhalte. Voller Dankbarkeit schreibt er am 6. Hornung (= Februar) 1810 im Vorwort zu seinem umfangreichen "Versuch einer wissenschaftlichen Anleitung zum Studium der Landwirthschaftslehre", dass er die Hauptquelle all seines Wissens nicht im Literaturverzeichnis anfuhren könne, "weil sie bloß in der mündlichen Überlieferung eines vortrefflichen Lehrers besteht, welche ich als eifriger Schüler ebenso getreu aufzubewahren als mir anzueignen bemüht war. Es ist nämlich mein Vorgänger im Lehramte, Herr Regierungsrath Jordan, welchem ich meine ganze Ausbildung, so wie meinen jetzigen Beruf schuldig bin ... so gebührt ihm, als dem ersten Urheber und Stifter einer landwirtschaftlichen Schule in der hiesigen Hauptstadt, der öffentliche Beyfall. - Mir gehöret nur das untergeordnete Verdienst zu, mit seiner Zustimmung und unter seiner Mitwirkung seine Lehren, dem Sinne und dem Geiste nach, bekannt gemacht, und die Bahn weiter verfolgt zu haben, welche er mit so vielem Glücke einschlug." Glücklich der Lehrer, der einen so treuen und aufrichtigen Schüler und Nachfolger hat! Jordan hatte mit Leopold Trautmann weiterhin gute Kontakte. Sie trafen sich in den Sitzungen der Landwirthschaftsgesellschaft; zu den Maschinenvorführungen in Vösendorf ist der Professor und "beständige Secretär der kaiserl. königl. Landwirthschafts=Gesellschaft" Leopold Trautmann ebenfalls angereist. Der Güterverwalter Im Haus- Hof und Staatsarchiv am Wiener Minoritenplatz befindet sich ein ansehnlicher Aktenstoß, enthaltend "die aus der Oberstkämmereramts Registratur ausgehobenen - die Patrimonial Herrschaften Laxenburg und Vösendorf betreffenden Acten". Es ist das ein Glücksfall für jede Forschung: Man muss nicht im Archiv des Oberstkämmerers nachsehen, was es da, allenfalls über zwanzig Jahre verstreut, an "Jordaniana" gibt - die in dem für Vösendorf und Laxenburg zuständigen Amte, also beim Oberstkämmerer, befindlichen Akten wurden dort gesammelt und, nachdem für Vösendorf und Laxenburg die Hofstudienkommission zuständig wurde, an Jordan bzw. an Vösendorf zurückgegeben. Nicht bei diesem Aktenberg am Minoritenplatz einliegend sind die Vösendorfer Akten der Studienkommission ab 1824, als sich Franz I. bemüßigt fühlte "Vösendorf eingehen zu lassen" - diese liegen im Staatsarchiv in Wien-Erdberg. Viele dieser rund 150 Akten bestehen aus mehreren Briefen. Dazu ein Beispiel: Die Vösendorfer Angestellten haben erfahren, dass die Laxenburger Kollegen von der sogenannten Klassensteuer befreit sind. Der Vösendorfer Burggraf Schmitt, der Amtsschreiber Winhofer, der Obergärtner Koch, der Ökonomische Gärtner Fischer und der Burgfriedsdiener Adorno ersuchen Jordan, diese Vergünstigung auch für sie zu erwirken. Jordan leitet das Ansuchen an den Oberstkämmerer Graf Wrbna weiter. Der macht einen Allerunterthänigsten Vortrag an den Kaiser. Da aber Wrbna dem Jordan und der k.k. Familienfondsbuchhaltung die entsprechende Weisung bereits erteilt hatte, "So muß ich mir nur Euer Majestät allerhöchste schriftliche Bestättigung zu meiner Bedeckung in tiefster Ehrfurcht erbitten." Des Kaisers Schreiber vermerkt: Placet. Und der Kaiser setzt seine Unterschrift darunter. So funktionierte der Beamtenapparat damals, und das nicht schlecht. Vösendorf wird umfassend umgestaltet Der Kaiser wollte 1806, dass Jordan beides zugleich macht: Vösendorf und die Universität. Jordan hält dies nicht für möglich und er widersetzt sich mit Erfolg. Der Kaiser gibt nach. Jordan verfasst gleich am Beginn seiner Tätigkeit, wie im Bestellungsdekret gefordert, einen umfangreichen Entwurf über die künftige Bewirtschaftung von Vösendorf und Laxenburg (Die formale Vereinigung der beiden Herrschaften erfolgte 1807): "Laxenburg besitzt gegen das wenige Ackerland unverhältnismäßig großen Wieswachs, und kann för sich keine geordnete Landwirtschaft darstellen. Vösendorf ist ein eigentlicher Getreideboden mit zu wenigen Wiesen, welche selbst besser auf Ackerbau und Futterbau benutzt werden könnten." Eine Vereinigung beider Meyereien sei daher sehr sinnvoll. Weil die ganze Wirtschaft auf Robotwirtschaft ausgelegt war, "finden die Knechte kein Obdach außer im Stalle, die Taglöhner keines außer der Scheune ... alle Ackergeräte liegen unter freyem Himmel - ohne Schupfe. Ochsenstall, Maststall, Krankenstall fehlen gänzlich. ... Das Schloß bey gutem Gemäuer und Dachstuhl - unbewohnbar." Die Schafhaltung, die bisher der Hauptzweig der Vösendorfer Landwirtschaft war, ist aufzugeben, dafür soll die Rinderzucht ausgeweitet werden. Gut 40 Jahre vor der Abschaffung von Robot- und Gut-Dienstbarkeiten im Jahre 1848 fordert Jordan, die Vösendorfer Wirtschaft davon unabhängig zu machen. "Das gesamte Dienstpersonale würde in Beköstigung und Jahrlohn genommen." Es sollen 60 Kühe angeschafft werden, die sich auf 80 bis 100 vermehren dürften. 20 bis 30 Stk. Jungvieh sollen die jeweilige Nachzucht sein. Es braucht 10 Wirtschaftszüge, bestehend aus 4 Paar Ochsen und 6 Paar Pferden. Schweine und Geflügel nach Gelegenheit und Umständen. Mit der ihm eigenen sprachlichen Gewandtheit und mit einer Prise Humor verfasst Jordan einen Drei-Stufen-Plan. Stufe 1 würde allenfalls dazu reichen, "eine schon von ihrem Ursprünge her fehlerhaft angelegte Wirthschaft einigermaßen in Ordnung zu bringen." Sollte die Wirtschaft aber "kayserlich, hiemit exemplarisch werden", müsste man Plan 2 durchführen - also ein neuer Kuhstall, Umbau der Reithalle in Dienstwohnungen für das Personal und anderes mehr. Plan 3: "Sollte die Wirthschaft zugleich instructiv und gewinnützlich werden, so würde zu No 2 noch weiter erfordert: Die dermalige Reitschule müßte auf Werkstätten för einen Schmied, einen Wagner, und einen Maschinisten zugerichtet, und da alle Art Acker- und Wirthschaftsgeräte nicht nur zum eigenen Bedarf, sondern auch zum Verkaufe verfertiget werden." Und anderes mehr. Zuchtvieh aus der Schweiz Zweimal reiste Jordan in die Schweiz, um dort Rinder zu kaufen. Auf der ersten Reise 1806 begleitete ihn neben den nötigen Knechten der ebenfalls aus Tirol stammende Bildhauer Franz Anton Zauner (der sich nach seiner Nobilitierung "Edler von Valpetan" nannte, weil er 1746 in Valpetan, einem winzigen Weiler von Kaunerberg bei Landeck, geboren worden war). Über den Erfolg mit diesem Importvieh steht in den Briefen an seinen ehemaligen Studienfreund Franz Carl Zoller in Innsbruck einiges zu lesen. So heißt es in einem undatierten Brief, vermutlich aus 1806: "Kaum hatte ich mein Schweizervieh, nachdem es alle Gefahren der Reise zu Wasser und zu Land glücklich überstanden hatte, zu Vösendorf aufgestellt, als die leidige Viehseuche in der ganzen Gegend zu wüten begann, und sich auch bald im herrschaftlichen Stalle unter dem Tyroler Vieh einfand. Da meine Schweitzerinnen hievon abgesondert standen, eilte ich über Hals und Kopf, sie aus der verpesteten Luft zu flüchten, und übersetzte sie nach der Stadt in den ehemals harrachschen, jetzt kaiserlichen Garten in der Ungargasse, wo sie, gottlob! noch gegenwärtig frisch und gesund stehen, und sich bereits um 5 vermehrt haben. Indes habe ich in Vösendorf 36 Stücke des schönsten Tyrolerviehes nebst 3 Kalbinnen begraben." Das Schweizervieh überlebte auch nicht lange: Am 20. Februar 1810 (es ist der Tag, an dem Andreas Hofer in Mantua erschossen wurde, was Jordan aber nicht wusste) schreibt Jordan an Zoller: "Wenn es Dir zur Linderung dienen kann, Gefährten des Unglücks kennen zu lernen, so wirf nun auch einen Blick auf Deinen alten Freund Jordan hin. Das k. Schloß Vösendorf, eine Stunde von der Stadt, mit feindlichen Truppen angestopft: Küche, Keller, Stadel und Schüttkasten binnen wenigen Tagen ausgeleert: Dann Schloß und Dorf geplündert, Fenster und Öfen in Scherben zerschlagen, Pferde und Rinder davongeführt, meine Wenigkeit um Wäsche und Kleidungsstücke bei guten Freunden bettelnd etc. etc. ... Da hiemit all mein Vieh, das bereits auf 52 Stücke angewachsen war, verlohren ist, hoffe ich den kommenden Sommer neuerdings eine Reise nach der Schweitz zu machen, und bey dieser Gelegenheit noch einmal Dich und mein Vaterland wieder zu sehen." Die zweite Einkaufstour in die Schweiz kam 1810 tatsächlich zustande. Jordan überzeugte den Kaiser, dass, unbeschadet der misslichen Situation, in der sich das Habsburgerreich damals befand, Vösendorf nicht auf gutes Zuchtvieh verzichten könne - sonst sollte man das alles besser gleich zusperren. Reisewagen habe er keinen mehr, weil ihm sein eigener (anlässlich der Plünderung durch die napoleonischen Truppen) bereits nach Frankreich oder gar nach Spanien vorausgefahren sei. Am 27. Juni 1811 schreibt Jordan an Zoller: "Die vorgehabte Reise nach der Schweiz habe ich richtig gemacht. Man gab mir aber zu verstehen, nicht gerne zu sehen, daß ich mein Vaterland besuchte. Ich nahm daher den Weg, hin und wieder, über München ... Ich habe diesmal 9 Kantone durchreist, und abermals 35 Stk der schönsten Rinder nach Hause gebracht." Die Erfindung von Viehversteigerungen Die Rinder, zu Fuß bis an die Donau und dann mit einem Schiff von Ulm bis Wien gebracht, vermehrten sich wieder gut. Es stellte sich also zunehmend die Frage, was mit dem Überschuss - die Tierzüchter sprechen von der Remonte - geschehen sollte. Was heute in der gesamten Tierzucht eine große Selbstverständlichkeit ist, die Abhaltung von Versteigerungen, hat Jordan in Vösendorf erstmals durchgeführt. Ob er dabei auf Beispiele aus anderen Ländern zurückgegriffen hat, lässt sich sehr schwer sagen. Über mehrere Vösendorfer Versteigerungen gibt es wunderschön geschriebene "Licitations Protokolle", enthaltend die Bedingungen ("1. Erlag des Kaufschillings nach geschlossener Versteigerung. 2. Übergang des Eigenthums nebst Gefahr und Sorge an den Käufer. 3. Gewöhnliches Knechts Trinkgeld nach Belieben"), Geschlecht und Alter der Tiere, Ausrufspreis und Meistboth, allenfalls Name der Tiere und Belegdatum. Bei der ersten "Licitation" vom 20. April 1812 finden sich unter den Käufern der sieben angebotenen Tiere (sechs Stiere und eine Kalbin) vor allem adelige Gutsbesitzer, wie Fürst Trautmannsdorf, Graf Hoyos, Baron Bartenstein und die mährische Staatsgüter Administation. Bei dieser Veranstaltung war die Summe aller Ausrufspreise bei 1325 Gulden Wiener Währung, die Summe der "Meistbothe" lag bei 2445 Gulden. Besonders erfolgreich war die Versteigerung vom 22ten April 1816. Der Oberstkämmerer Graf Wrbna schreibt darüber an den Kaiser: "Allergnädigster Herr! Laut des beiliegenden Licitations Protokolls sind am 22ten v.M. (= vorigen Monats) 17 Stücke Original Schweitzer Vieh von der k.k. Patrimunial Herrschaft Vösendorf versteigert, um den Schätzungspreis von 6500 f ausgerufen, und licitando um jenen von 13.483 f verkauft worden. Nach Anzeige des Regierungsrathes von Jordan dürfte von nun an eine Anzahl von 30-40 Stücken jährlich veräußert werden, da die Ställe bereits wenngleich noch nicht mit voller Zahl des Nutzviehes, doch mit der hoffnungsvollsten Nachzucht vollständig gefüllt sind." Der Allerunterthänigste Vortrag schließt mit dem Allerunterthänigsten Antrag, der Kaiser möge geruhen, dem Regierungs Rath von Jordan hierüber die allerhöchste Zufriedenheit aussprechen. "Placet Franz. Fiume am 16. May 816" Weniger gut ging die Veranstaltung am 14. April 1817. Von 26 angebotenen Rindern erhielten gleich acht gar kein Angebot. Die restlichen 18 Stiere, Kühe und Zuchtkälber wechselten zumeist um den Ausrufpreis den Besitzer. Die Summe der Ausrufspreise (inklusive der gar nicht verkauften) lag bei 10.300 Gulden, jene der Meistbothe bei 7.780 Gulden. Am 7. September 1817 wurden 19 Stück angeboten: Sieben Stiere, drei Kühe, neun Zuchtkälber. Alle Tiere fanden einen Käufer, auch eine 12 Jahre alte Kuh mit dem Namen "Bäurin", die, nach ihrem Alter zu schließen, offenbar noch in der Schweiz geboren war. Die Summe der Ausrufspreise lag bei 4.745 Gulden, die Summe der Meistbothe 6.690 Gulden. Im April 1820 richtet Jordan an den Oberstkämmerer Wrbna das Ansuchen, dass es ihm gestattet werde, einzelne Zuchtstiere abzugeben, "die nur einzeln meist von entferntem Gutsbesitzern bey der Gelegenheit, als sie sich eben hier einfinden, gesucht werden. Da nun der Zeitverschub von einer Versteigerung zur andern den Absatz erschwert, und des geringen Bedarfes einzelner Stücke wegen keine Concurrenz aus der Ferne zu erwarten ist, so bittet der Unterzeichnete, zur Förderung eines vortheilhaften Absatzes um gnädigste Bewilligung, die genannten Stiere von Zeit zu Zeit an sich meldende Käufer aus freyer Hand, unter Controle des diesherrschaftlichen Beamten, abgeben zu dürfen." Das nennt man heute "Ab-Hof-Verkauf. Als Bauherr und Maschinenbauer Sämtliche Bauten, einschließlich das Schloss, befanden sich bei Jordans Amtsantritt in einem unbrauchbaren Zustand. Mit Zustimmung des Oberstkämmerers investierte er in den Umbau der Reithalle, in Personalwohnungen, kaufte das Schweizervieh, baute Kälberställe, Lagerräume, Werkstätten und vieles andere, was für die Führung eines Gutes dieser Größe nötig ist. Dass man damit keine positiven Abschlüsse erzielen kann, lag für ihn auf der Hand. Schon zum "Buchhalterei-Ausweis über Erträgnis und Vermögensstand der Herrschaft Laxenburg und Vösendorf für das Jahr 1807" bemerkt er beispielsweise verärgert und sarkastisch: "Es zeigt sich hierin, daß ich Seiner Majestät auf Höchst Ihrem Gute Vösendorf nicht weniger als 7908 f 7 3/4 kr verwirthschaftet habe. Ich würde hierüber ganz untröstlich seyn, wenn ich diese Summe für verlohren halten müßte, und nicht überzeugt wäre, und zeigen könnte, dem Gute im Kapitalwerthe mehr zugelegt zu haben, als dieser Schadensausweis beträgt. Ich würde zb. das Defizit pr 7809 f 7 3/4 kr sogleich zu heben, und noch mit Gewinn zu ersetzen im Stande seyn, wenn man mir den einzigen Artikel, das Schweitzervieh, für den von der Buchhalterei angesetzten Preis überlassen wollte ... Ich glaube auch, vor den Augen Euer Exzellenz und aller derjenigen, welche wissen und wissen wollen, was Vösendorf war und was es, wie ich hoffe, zur Ehre seiner Majestät und zum Nutzen des Staates werden soll, und bereits zu werden beginnt, keinerlei Entschuldigung zu bedürfen." An der Unfähigkeit von Kameralisten, wirtschaftliche Prozesse als solche und damit gerecht zu beurteilen, hat sich nach Ansicht des Verfassers bis heute nicht viel geändert. In Vösendorf kam noch dazu, dass zugleich mit dem Wirtschaftsbetrieb die Erzeugung von Landmaschinen begonnen wurde, die im Jahr der ersten Investitionen unmöglich so viel an Erträgen bringen kann, wie sie an Ausgaben verursacht. Auch der Schulbetrieb belastete das Betriebsergebnis; das weiß man in allen Landwirtschaftsschulen Österreichs, die bis heute nicht in der Lage sind, die Kosten des Schulbetriebes auf ihren Gutsbetrieben mit fix angestelltem Personal zu erwirtschaften. Von keiner Schule, welcher Art immer, erwartet man, dass sie einen positiven finanziellen Abschluss hat. Von den Neubauten, die Jordan in Auftrag gegeben hat, gibt es nicht nur Kostenvoranschläge und Abrechnungen, sondern auch schöne Zeichnungen. Über die Maschinenvorführungen berichtete ausführlich die Landwirtschaftgesellschaft. Modelle der von Jordan angeschafften und zum Teil erfundenen Maschinen stehen in einer großen Lagerhalle des technischen Museums. Es wird zu überlegen sein, ob es vertretbar ist, diese Modelle weiterhin jedes Jahr nur ein Jahr älter werden zu lassen; ob es nicht besser wäre, sie an Jordans Wirkungsstätte auszustellen. Das alles gäbe Stoff für mehrere Diplomarbeiten an der Universität für Bodenkultur. "... Vösendorf eingehen zu lassen" Der Ton wird nun immer rauer. Man muss dabei wohl mit bedenken, dass die finanzielle Lage des Reiches wegen der verlorenen Kriege immer schwieriger wurde; und dass Franz I. allenfalls noch ein wenig kauziger und geiziger geworden ist, als er das immer schon war. Im November 1818 schreibt Jordan an Wrbna: "Der Unterzeichnete fühlt sich bemüßigt, Euer Exzellenz seine gänzliche Verlegenheit, in welche er durch mehrere aufeinanderfolgende k.k. Studien-Hofkommissions-Dekrete versetzt worden ist, gehorsamst darzustellen und um gnädige Aushülfe zu bitten." In diese Dekreten war er aufgefordert worden, "eine genaue, detaillirte vergleichende Übersicht des vormaligen und gegenwärtigen Zustandes der Bewirthschaftung und der Erträgnisse des Gutes Vösendorf und zwar von einer gleichen Anzahl von Jahren vor und nach seiner Übernahme, folglich vom Jahre 1797 her" zu erstellen, damit man eine genauere Kenntnis dessen erhalte, "was das ökonomisch-praktische Wirthschafts Institut zu Vösendorf bisher leistete." Jordan wendet ein, dass man den Wert von Vösendorf nicht nach dem "Maßstabe ihres bisherigen Erträgnisses" schätzen könne. Das ändert nichts an den Absichten und Forderungen der Studienkommission. Der Kaiser will nicht aus seinem Privatvermögen ein Mustergut samt Schule unterhalten, und darum beschließt er deren Ende. Jordan wird, im Alter von 71 Jahren und nach 43 Dienstjahren, bei gleichen Bezügen "jubilirt", wie man die Pensionierung damals nannte. Er nimmt sich eine Wohnung in der Stadt, in einem 1812 aufgehobenen Kloster auf der Wiener Landstraße, gleich neben der Rochuskirche. Wie hat er den Ruhestand ertragen? Nach einem seiner letzten Briefen an Zoller recht gut: "Daß es mir nicht schlecht gehe, magst du aus folgender Anekdote entnehmen. Als mir nach meiner Jubilirung der Kaiser begegnete, und mich fragte, wie mir der Ruhestand anschlage, gab ich zur Antwort: So gut, daß ich wünschte, einen Theil davon auf S.M. übertragen zu können. Da haben Sie wohl recht, sagte er, ich wünschte so leben zu können wie Sie." Franz I. musste noch über zehn Jahre weiter dienen. </div> [[Kategorie:Peter Jordan]] [[Kategorie:Agrargeschichte]] [[Kategorie:2006]]
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