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"Können Sie nicht auflosen?"
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<div class="artikel90"> ={{PAGENAME}}= {{Infobox Publikation | autor = Winfried Hofinger | medium = präsent ? Tiroler Tageszeitung? Tiroler Bauern | texttyp = Kommentar | erscheinungsdatum= o.J.; Februar 1992 | kategorien= Skipisten; Alois Partl;1992 | anmerkungen= | anmerkungen2= }} Aus der Skipistenkommission Es ist zehn Jahre her, daß die Landesräte Luis Bassetti und Alois Partl sowie die Kammern in der Meinhard- und in der Brixner Straße vereinbart haben, eine Kommission zur außergerichtlichen Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Grundeigentümern und Seilbahnleuten einzurichten. Von Anfang an dabei, darf ich ein wenig aus der Schule plaudern. Bassetti hat damals einen sehr scharfen Brief von einer weiteren Kammer, jener der Rechtsanwälte, bekommen. Nicht etwa Verdienstentgang, sondern Winkeladvokaterei wurde da befürchtet. Hätten wir so eine Schlichtungsstelle auch für Jagdfragen, wie vieles könnte auf kurzem Wege bereinigt werden! Es geht die Sache nicht immer schneller und leichter, wenn auch Anwälte zugegen sind. Eine köstliche Szene - unter dem Vorsitz des damaligen Neustifter Bürgermeisters Hermann Egger - ist mir in Erinnerung. Es tagte ausnahmsweise die große Kommission (meist sind wir ja nur zu fünft: ein Bürgermeister als Vorsitzender, je einer von den beiden Kammern, Hofrat Ansgar Rudisch als Geschäftsführer, ein Mitarbeiter der Sportabteilung des Landes). Der Rechtsanwalt des Liftbetreibers versucht auf die bekannte Art, mich durch Aktenblättern und Sprechen mit seinem Klienten aus dem Konzept zu bringen. Ich schaue stirnrunzelnd den Vorsitzenden an und mache eine Sprechpause. Egger (in reinem Stubaierisch) zum Rechtsanwalt: "Herr Doktor, können Sie nicht auflosen, was der Hofinger sagt?" - "Sind wir hier in der Volksschule? Ich passe genau auf!" - "Dann wiederholen Sie, was der Herr Hofinger jetzt gesagt hat." - Die Kommission genießt, schallend lachend, einen sprachlosen Anwalt. Im Feber ein schneeloser Hang in einem Lechtaler Seitental. Im Vertrag steht geschrieben, daß das Pistengerät erst fahren darf, wenn ein halber Meter Schnee liegt. Sagt das Mitglied von den Seilbahnen aus dem Ötztal: "Ein halber Meter, das ist schon ein bißl viel." - Der Bauer drauf: "Ihr im Ötztal, wie mir scheint, ihr fahrt mit den Raupen schon, wenn es einen Reif(en) hat." Wieder trägt das allgemeine Schmunzeln zu einer beiderseits gebilligten Lösung bei. Ein kleiner Lift, irgendwo in Tirol. Ein Nebenerwerbsbauer und Maurer, der im Winter lieber "Geschäftsführer" eines Liftes mit 80.000 Schilling Jahresumsatz ist, statt stempeln zu gehen (wofür er doppelt so viel bekäme), hat die Kommission angerufen. Auf seinem Grund stehen unentgeltlich!) die Talstation und vier Stützen. Niemand kann sich erklären, warum plötzlich Unfriede herrscht. Bis herauskommt, daß im Wirtshaus, also öffentlich, gesagt worden war, der "Geschäftsführer" solle sich nicht so aufspielen, weil der Hof, auf dessen Flächen sich das alles tat, gar nicht ihm, sondern seiner Frau gehört. Wir sind entrüstet. Vor fünf Mann aus Innsbruck muß sich der Beleidiger der Bauernehre feierlich entschuldigen. Daraufhin sind alle bisher unlösbaren Probleme rasch lösbar. Nicht immer geht es so leicht und lustig. Einmal nähere ich mich mit dem Sprecher der Grundeigentümer F. dem Geschäftsführer F. und dem Bürgermeister F. Der Bürgermeister und der Geschäftsführer geben mir die Hand. F. (Grundeigentümer) reicht sie seinen beiden Vettern nicht. Auf den Hinweis des Bürgermeisters F., daß solches Verhalten mit seiner sonst so offen zur Schau getragenen Weltanschauung wohl nicht vereinbar sei, meint Grundeigentümer F.: "Du Arschloch brauchst mich nicht zu belehren." Das helle "A" dieser Gegend macht diesen Satz noch unfreundlicher, als er das auch gelesen ist. Trotzdem gehen wir nach vier Stunden mit einem Vergleich auseinander. Warum es öfters Streitigkeiten gibt, als man glauben möchte? Weil in den Gründungszeiten, als alle im Dorf den Lift herbeisehnten, oft nicht daran gedacht wurde, die Rechtsbeziehungen zwischen Liftbetreibern und Grundeigentümern klar zu regeln. Wenn der Lift zu Weihnachten in Betrieb sein sollte, dann konnte man sich nicht mit solchen Nebensächlichkeiten aufhalten. Inzwischen ist der Betrieb gewachsen und konsolidiert; die Bauern hören, daß anderswo beachtliche Beiträge gezahlt werden. Die Milch ist kontingentiert, die Holz- und Viehpreise sind schlecht. Die Klage der Seilbahneier, daß sie unmöglich etwas mehr bezahlen könnten, pflege ich mit der Frage zu entschärfen: "Macht das geforderte Entgelt mehr oder weniger als ein Prozent der Umsätze aus?" Nein, so dürfe man nicht fragen. Hart ist das Brot des Interessenvertreters. Wenn man nicht das Maximum fordert (einmal: S 350,-für den Quadratmeter einschnittige Wiesen fernab von jedem Baugebiet), sondern das, was recht ist, dann droht einem der Entzug des Vertrauens. Nach zehn Jahren Mitarbeit in der Pistenschiedskommission kann ich sagen: Es gibt kaum eine befriedigendere Arbeit. In neun von zehn Fällen reisen wir ab, nachdem wir Frieden gestiftet haben. Beide Seiten sind unzufrieden, was den Schluß nahe legt, daß wir das rechte Maß gefunden haben. In letzter Zeit werden wir immer seltener gerufen. - Weil die gröbsten Fälle bereinigt sind. Weil sich der von beiden Seiten getragene Mustervertrag offenbar bewährt hat. Weil (fast) alle Liftbetreiber sich der landesweiten Ansicht angeschlossen haben, daß der, der auf fremden Grund und Boden ein Gewerbe betreibt, dafür etwas bezahlen soll. Sollten wir eines Tages nur mehr ein-, zweimal im Jahr ausrücken müssen, sollte man dieses Muster an Sozialpartnrschaft, diese kleine Rechtfertigung des oft geschmähten Kammerstaates, doch nicht auflösen. Vielleicht schafft schon die bloße Existenz dieser Kommission und die Drohung mit ihr mancherorts jenen Frieden, den doch alle Menschen guten Willens im Innersten ersehnen. </div> [[Kategorie:Präsent]] [[Kategorie:Skipisten]] [[Kategorie:Alois Partl]] [[Kategorie:1992]]
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