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"Grüner Plan?" - nie gehört
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<div class="artikel90"> ={{PAGENAME}}= {{Infobox Publikation | autor =Winfried Hofinger | medium = Tiroler Tageszeitung | texttyp = Artikel | erscheinungsdatum= ?1966 | kategorien= Agrarisches; 1966 | anmerkungen= | anmerkungen2= }} Im Auftrag des zuständigen Ministeriums hat das "Institut für Marktforschung - Dr. Fessel" 2000 Österreicher aus Orten mit über 5000 Einwohnern über die österreichische Landwirtschaft ausgefragt. Die Antworten der nichtbäuerlichen Bevölkerung auf die rund 40 Fragen sind - jede für sich genommen - sehr interessant. Die Antworten sind nicht nur nach dem Geschlecht, nach Alter, Beruf, Schulbildung usw. aufgeschlüsselt, sondern auch nach den Wohnländern der Befragten. Hier zeigt sich, daß das Urteil über die Bauern in den östlichen Bundesländern, einschließlich Wien, viel besser ist als etwa in Tirol, Salzburg und Vorarlberg. Ist dies ein Zeichen dafür, daß unsere Landsleute ehrlicher sind und daß sie einem, der gekommen ist, seinem Auftraggeber eine freundliche Meldung zu erfragen, "g'rad z'fleiß" etwas Grobes sagen? Es gibt natürlich auch echte Unterschiede zwischen den Bauern im Osten und im Westen Österreichs: Während im Burgenland und in Niederösterreich nur 16 % der Befragten die Bauern als "abweisend" (Gegensatz zu: "gastfreundlich") bezeichnen, in Kärnten und in der Steiermark nur 13%, sind es in Tirol, Salzburg und Vorarlberg gleich 49%. Neben der - slawischen - Gastfreundschaft kann man an diesen Zahlen doch eine Verkümmerung der ehemals funktionierenden bäuerlichen Gastlichkeit ableiten. Wenn 37 % der Niederösterreicher ihre Bauern als "geizig" bezeichnen gegenüber 66 % der Salzburger, Tiroler und Vorarlberger, so hängt dies auch mit dem Reichtum der Bauern zusammen. In Niederösterreich und Burgenland werden die Bauern von 70 % aller Befragten als "reich" bezeichnet gegenüber 63 % in Tirol, Salzburg und Vorarlberg. Gebildete Bauern 58 % aller Niederösterreicher nannten ihre Bauern "gebildet" gegenüber 29 % der Tiroler, Salzburger und Vorarlberger - obwohl in diesen 3 Bundesländern ein wesentlich größerer Prozentsatz aller Hofübernehmer Fachschulen besucht als im Osten Österreichs. Aber wer weiß das schon ... Mit wem der durchschnittliche Bauer zu vergleichen sei, wollte eine weitere Frage wissen. Es führt der Facharbeiter mit 49% vor dem Hilfsarbeiter mit 15% und dem Werkmeister und dem Geschäftsführer mit je 13%. Von jenen, die nur die Berufsschule besucht haben, bezeichnen 19 % den Bauern als Hilfsarbeiter, von jenen mit Matura oder Hochschulstudium nur 6 % - wer also selbst mehr gelernt hat, urteilt "besser". In Niederösterreich bezeichnen nur 11 % ihre Bauern als Hilfsarbeiter, in Tirol, Salzburg und Vorarlberg sind es 25 %. Das Ministerium wollte natürlich nicht nur wissen, was der Bauer im Lande gilt, sondern auch, was der durchschnittliche Erwachsene (Wähler!) von der österreichischen Agrarpolitik halte. Auch hier gab es erstaunliche Ergebnisse. Auf die Frage: "Manchmal werden landwirtschaftliche Produkte teurer. Wer profitiert eigentlich dabei am meisten?" antworteten nur 5 % aller 2000 befragten Österreicher mit: "Die Bauern!" 8% nannten den Staat, 7% gaben keine Meinung von sich, der Rest nannte Großhändler, Zwischenhändler, Handel usw. Den durchschnittlich 5%, die den Bauern den Profit bei Preiserhöhungen zutrauen, stehen in Tirol, Salzburg und Vorarlberg - der Leser ahnt es schon - 13 % gegenüber. Kernstück der österreichischen Agrarpolitik ist der sogenannte "Grüne Plan". Trotzdem haben 59 % aller Österreicher noch nie von ihm gehört. Von den 41%, die schon davon gehört haben, wissen, genau genommen, nur ein Drittel, was er ist. Auch von den Akademikern meinen 13 von Hundert, das habe etwas mit Aufforstungen zu tun. Im Fernsehen war über mehrere Tage die Debatte über den "Grünen Plan" zu sehen. Wenn trotzdem über 80 % aller erwachsenen Österreicher von diesem Budgetposten, der doch Milliarden verschlingt, keine Ahnung haben, so scheint damit eigentlich bewiesen, daß diese Fernsehübertragungen nicht der politischen Information oder der Volksbildung dienten, sondern nur einem weitverbreiteten Unterhaltungsbedürfnis abhalfen. </div> [[Kategorie:Tiroler Tageszeitung]] [[Kategorie:Agrarisches]] [[Kategorie:1966]]
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