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Die Seilrainer Wäsch'
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<div class="artikel90"> ={{PAGENAME}}= {{Infobox Publikation | autor = Winfried Hofinger | medium = Innsbruck Informiert | texttyp = Artikel | erscheinungsdatum=Mai 2008 | kategorien=Historisches; 2008 | anmerkungen= | anmerkungen2= }} Es ist erst rund 30 Jahre her, dass die letzten Fuhren mit sauberer Wäsche von Sellrain nach Innsbruck gebracht wurden. Vor der Heimfahrt legte man die eingesammelte Schmutzwäsche auf. Einer der letzten Fahrer war der heutige Sellrainer Bürgermeister Norbert Jordan. Er erinnert sich: "Als Bua bin ich mit meinem Vater Lambert Jordan noch mit dem Gaul nach Innsbruck gefahren, am Schluss mit einem Lastauto. Beim Weißen Rössl in der Kiebachgasse waren Handwagen eingestellt, mit denen wir die saubere Wäsche in die einzelnen Stadtteile ausgeführt und die schmutzige eingesammelt haben. Besonders steil ist mir da die Höttinger Gasse in Erinnerung. Bevor man die Wäsche daheim gewaschen hat, hat man nachgeschaut, ob wohl alles, was in einem Pack drinnen ist, markiert war - ein blauer Stern, zwei gelbe Fäden usw. Gewaschen wurde nicht in der Melach, sondern in den Waschhütten bei den Häusern, also mit Quellwasser, das bei uns auch ganz 'weich' ist. Als Kinder hatten wir die zur Bleiche ausgelegte Wäsche regelmäßig mit der Gießkanne zu besprühen. Das Geld aus der Innsbrucker Wäsch' war für viele unserer Familien die einzige wirklich regelmäßige Geldeinnahme." Was haben die Männer, außer der Zustellung, noch getan? Sie haben das Holz für die Beheizung der Waschkessel beigestellt Sonst war diese Arbeit, die im Winter besonders hart war, und die Gesundheit der Frauen nicht selten dauerhaft beschädigte, fast ausschließlich Frauensache. Wer es weiß, findet einzelne Waschhütten noch in der Nähe der Wohnhäuser stehen; sie sind etwas größer als die Waschhütten in anderen Orten, weil oft mehrere Frauen gemeinsam gewaschen haben. Es waren in Innsbruck nicht nur die reicheren Familien, die sich in Sellrain ihre Bettwäsche, die Tischwäsche, Badetücher und Bekleidung waschen ließen: Wer in einer Altstadtwohnung hauste, fünf, sechs Personen in zwei Räumen, ohne ein Recht, den Dachboden oder den Keller zu benützen, der hatte gar keine andere Wahl, als die Wäsche "auswärts" zu geben. In den Bürgerfamilien Innsbrucks, in Wilten genauso wie in Hötting und Mühlau, war es die Regel, die Schmutzwäsche von Seilrainerinnen waschen zu lassen. Gebügelt hat man sie selber; die Sellrainer Wäsch' kam nur ordentlich zusammengelegt an. Das Ende kam mit der Einführung der Waschmaschinen. Und weil die Sellrainer als Tagespendler mehr verdienen konnten als die paar Schillinge bei der Innsbrucker Wäsch'. Nun blieben die Frauen auf den zumeist kleinen Höfen, betreuten das Vieh und die Kinder, die Alten und die ersten Fremdengäste, und die Männer fuhren zur Arbeit ins Inntal, wenn die erst 1888 eröffnete Talstraße nicht wieder einmal vermurt war. Vorher fuhr man über die Nederseite, über Grinzens, Axams und Götzens nach Innsbruck, oder über Oberperfuss. Und warum wurde gerade in Sellrain gewaschen? Im Gegensatz zum harten Wasser, das aus den Nördlichen Kalkalpen kommt, ist das Wasser der Sellrainer Quellen besonders weich - man brauchte also nicht so viel Zusätze wie in der Stadt, um einen guten Wascherfolg zu erzielen. Diese Zusätze kaufte man bis Mitte des 20. Jahrhunderts natürlich nicht im nächsten Kaufhaus, sondern stellte sie aus der reichlich anfallenden Asche selber her. Im Sellrain gab es durch Jahrhunderte mehr Menschen, als dort Arbeit finden konnten. Wer keinen Bauernhof erbte oder in keinen einheiratete, musste wegziehen. Das tägliche Auspendeln ins Inntal - heute sind es rund tausend Personen täglich - war bei den früheren Verkehrsverhältnissen undenkbar. Die relative Nähe zur Landeshauptstadt begünstigte den Zuerwerb ebenfalls. Dr. Friedel Berger, jahrelang Leiter der Pressestelle des Landes, hat in seiner Dissertation zum Thema "Sellrain" diese landesgeschichtliche Besonderheit ausführlich beschrieben. Als er seine Arbeit 1969 bei Professor Kienzl ablieferte, waren noch sieben Höfe damit beschäftigt. In der Blütezeit waren es fast 60 Höfe, auf denen gewaschen wurde. Berger führt auch die Preise für einzelne Waren an: "1949 betrug das Waschgeld für ein Handtuch 30, ein Leintuch 60 und ein Hemd 50 Groschen. 1966, als das Wäschewaschen für Innsbruck langsam ausstarb, verlangte man ungefähr das Vierfache", so Berger im Reimmichlkalender 2002. </div> [[Kategorie:Historisches]] [[Kategorie:2008]]
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