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Die Revolution im Hühnerstall
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<div class="artikel90"> ={{PAGENAME}}= {{Infobox Publikation | autor =Winfried Hofinger | medium = Start ins Leben | texttyp = Artikel | erscheinungsdatum= Heft 7 April 1968 | kategorien= Viehzucht; 1968 | anmerkungen= | anmerkungen2= }} Noch vor ein paar Jahren war es ein Zeichen von gehobenem Wohlstand, wenn sich jemand ein "Backhendl" leisten konnte. Meistens wurden nur alte, sonst für nichts mehr brauchbare "Suppenhennen" verzehrt. Damals schon hat man gewußt, wie gesund das Hühnerfleisch ist: Es enthält an die 25 Prozent Eiweiß und ist darin dem Fleisch aller anderen Haustiere weit überlegen. Hühnerfleisch enthält weniger Fett — und das ist heute nur ein Vorteil. Im Durchschnitt aß im Jahre 1967 jeder Österreicher 7,4 kg Geflügelfleisch, vor 50 Jahren war es weniger als 1 kg. (Alles in allem isst der Österreicher im Jahr ca. 70 kg Fleisch im Durchschnitt. Da in diese Rechnung auch Kinder und Vegetarier einbezogen sind, trifft es auf den Normalverbraucher noch mehr. Pro Tag ergeben 70 kg im Jahr rund 20 dkg; so schwer ist ein normales Schnitzel. Wir wollen aber nicht von den geköpften, gerupften und ausgenommenen Hühnern reden, sondern von denen, die uns frische Eier liefern. In früheren Zeiten hielt jeder Bauer ein paar Hennen um das Haus. Herr aller dieser "Mistkratzer" war ein stolzer Gockel, der den Wecker ersetzte und wohlgefällig vom Misthaufen auf seinen Harem niederschaute. Es ist ja noch nicht lange her, daß der Großteil der Bevölkerung auf dem Land lebte und dort eine sogenannte Selbstversorgungswirtschaft betrieb. Immer mehr Geschäfte schließen sich zu sogenannten Handelsketten zusammen, zu SPAR, A&O und noch vielen anderen. Die Einkäufer dieser Handelsketten kaufen natürlich viel lieber einem Bauern 1000 Eier auf einmal ab als zehn Bauern je 100 Eier. Da muß man nur einmal den Preis aushandeln, nur einmal abschließen, auszahlen, übernehmen. Weil sich der Einkäufer viel Zeit und Arbeit erspart, zahlt er dem, der große Mengen anbieten kann mehr als dem Kleinen. Man sagt daher: Wer große Mengen anbietet, ist auf dem Markt stärker. Wer viele Hühner hat, bekommt nicht nur für das einzelne Ei mehr bezahlt, er kann es noch dazu billiger herstellen. Es gibt nämlich gewisse Produktionskosten, die sind von der Stückzahl der Produktion mehr oder weniger unabhängig. Wer diese Kosten auf mehr Eier verteilen kann, produziert günstiger als der, der gezwungen ist, die Kosten auf weniger Einheiten aufzuteilen. Zum Beispiel: Es braucht jemand ein Auto, um die Eier von seinem Betrieb in die Stadt zu bringen. Ob er in seinem Kombiwagen 1.000 oder 10.000 Eier liefert, macht nicht viel aus; die Fahrt zur Stadt kostet ihn in beiden Fällen gleich viel. Diese Fahrtkosten muß er (neben vielen anderen Kosten) auf das einzelne Ei aufteilen. Angenommen, die Marktfahrt kostet S 50,-. Nun kann jeder ausrechnen, wie hoch die "Fahrtkosten pro Ei" im ersten Fall, wenn also nur 1.000 Eier zum Markt gebracht werden, ausfallen, und wie hoch sie bei 10.000 Eiern sein werden. Ein anderes Beispiel: Jemand betreut 5000 Hennen im Jahr und muß davon leben. Was er zum Leben braucht, seinen Lohn, muß er von den 5000 Hennen erwirtschaften. Jede dieser 5000 Hennen legt im Jahr 250 Eier, zusammen also 1,250.000 Eier. Zum Leben braucht der Hühnerhalter im Jahr S 50.000.-Das sei sein Lohn. Berechne, wieviel jedes Ei mit Lohnkosten belastet ist. Hat nun jemand doppelt soviel Hühner und er kann sie betreuen, ohne daß er eine zusätzliche Arbeitskraft anstellen muß, dann ist klar, daß er sich selbst einen höheren Lohn genehmigen kann. Tut er das nicht, dann kann er das Ei um jene paar Groschen, die er durch die größere Hennenzahl gespart hat, billiger verkaufen. Er kann also seinen Nachbarn unterbieten. Das sind nur zwei Gesichtspunkte. Es gibt noch viel mehr zu bedenken, wenn man wirtschaftlich tätig ist. In der Hühnerzucht führten vielfältige Überlegungen dazu, daß heutzutage immer größere "Bestände" angestrebt werden. Ein Mann kann bei den modernen Legebatterien bis zu 10.000 Legehennen betreuen. Hält er also nur 5000 oder 8000 Stück, dann ist er nicht voll ausgelastet. Auch 12.000 Hennen sind eine schlechte Stückzahl. Wir haben gesehen, daß sie über die Arbeitskraft eines Mannes hinausgehen; eine zweite Arbeitskraft wäre aber wieder nicht rentabel, weil es bei 12000 Stück pro Arbeitskraft "nur" 6000 pro Mann trifft. Man wird sich also, wenn zwei Vollarbeitskräfte zur Verfügung stehen, um 20.000 Eierleger anschaffen. Anschaffen? Warum nicht selbst nachziehen? Die Hühnerzucht ist der Teil der Viehhaltung, wo die modernen Grundsätze der Arbeitsteilung schon am meisten angewendet werden. Ein moderner Geflügelhalter beschäftigt sich entweder mit Bruteiererzeugung, mit der Ausbrüterei, mit der Aufzucht, oder er hält sich Legehennen oder Masthähnchen. Wenn er ein modern denkender Tierhalter ist, würde er nur eine der genannten Betriebsformen oder höchstens deren zwei betreiben. Es ist viel besser, auf weniger Gebieten mehr zu erzeugen als wenn man überall "hineinschmeckt". Am lustigsten geht es in einem Legebetrieb zu. In drei Etagen übereinander sitzen die Hennen auf einem Gitter. Der Mist fällt durch das Gitter auf breite Bänder, von denen einmal in der Woche der Kot "abgedreht" wird. Die frisch gelegten Eier rollen nach vorn in eine Rinne, von wo sie mit der Hand geerntet werden oder mit dem Förderband in die Sortieranlage rollen ... Vieles gäbe es noch zu erzählen: Von den Brütereien, von Mastbetrieben, von Schlachtbetrieben, wo den ganzen Tag, am Fließband, geköpft wird. Auch dort geht es nicht mehr so zu wie einst am Misthaufen oder im Hühnerhof. Die Hühner aber sind einfältig genug, daß ihnen das alles sehr wenig ausmacht. Sie gackern weiterhin recht fröhlich, selbst in den modernsten Käfigbatterien. </div> [[Kategorie:Viehzucht]] [[Kategorie:1968]]
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