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{{Infobox Publikation | autor = Winfried Hofinger | medium = präsent | texttyp = Kommentar, Scheibenwischer | erscheinungsdatum= August 1980 | kategorien= AKH-Skandal; Steuern; 1980 | anmerkungen= | anmerkungen2= }} <div class=artikel300> ={{PAGENAME}}= Bisher hat man eigentlich nie recht gewußt, wofür man gar so viel Steuern zahlt. Schon, schon, der Bund braucht Geld für dies und das: Er muß seine treuen Diener bezahlen, er muß seine ungetreuen Diener bezahlen; er muß Autobahnen bauen; Spitalsdefizite abtragen und anderes mehr. Aber dafür, so war man der Meinung, hätte er ja auch Einnahmen: Die Mehrwertsteuer auf Waren und Dienstleistungen ("Brauch'ma a Rechnung, Herr Chef?", kann der Verkäufer im Supermarkt ebensowenig sagen wie der Buschauffeur; es muß da schon einiges hereinkommen). Die zwei Mineralölsteuern auf Treibstoffen. Ja, und die ganz gewöhnliche Lohn- und Einkommenssteuer auch. Aber warum der Bund trotz so vieler Steuern und trotz ständig steigender Steuern ein so riesiges Defizit erwirtschaftet, das war dem einfachen Steuerzahler bisher nicht recht klarzumachen. Das ist nun ein Vorteil des sogenannten AKH-Skandals: Viele Zeitgenossen, die sich bisher nicht erklären konnten, wohin sich ihr teures Geld, das sie der Republik verehren, verkrümelt, die wissen nun besser Bescheid. Wenn an Hand von Beispielen aus Wels oder München ausgerechnet wird, daß vergleichbare Bauten woanders nur ein Viertel kosten, dann braucht es natürlich uns Steuerzahler, die wir uns ein wenig mehr anstrengen als die Münchner Steuerzahler. Wir dürfen die überzähligen 30 Milliarden aufbringen, und wir sollten ein wenig stolz darauf sein. Ja, wo soll denn der Staat diese Summen sonst hernehmen, wenn nicht von uns? Den Gürtel enger geschnallt und die Bundeshymne gesungen... Der Finanzminister als oberster Steuerberater der Nation. Er und seine vielen Freunde klären uns darüber auf, wohin der Rubel rollt. Jetzt verstehen wir alles viel besser und wir sehen ein, daß für andere Bereiche nicht so viel Geld mehr übrig bleiben kann. Ein zweites lehrt uns der sogenannte AKH-Skandal: Wir verstehen nun besser, warum an öffentlichen Bauten dieses Zuschnittes gar so lange herumgebaut wird. Wenn man liest, wie oft so ein kleiner Spitalsdirektor nach Liechtenstein und Griechenland fahren muß, um seine Nebeneinkünfte abzuheben und sie auch zu verbrauchen, dann bleibt ihm dazwischen doch nur sehr wenig Zeit, um auf der Baustelle nach dem Rechten zu schauen. Wenn der Bau 15 Jahre lang andauert, dann kann er 15 Jahre lang nach Liechtenstein fahren. Ist er in fünf Jahren fertig, dann fließt dort viel weniger zu. Rein zeitlich. Und er muß zehn Jahre früher an einen Arbeitsplatz zurück, der womöglich nicht so viele Haupt- und Nebeneinkünfte bringt. Und die Nebeneinkünfte muß er sich am neuen Arbeitsplatz erst wieder neu erschließen. Die ehrwürdige Mutter, die alleine den Welser Krankenhausbau für 800 Betten leitete und beaufsichtigte, wollte möglichst rasch bauen. Wetten, daß sie kein Konto in Liechtenstein zu betreuen hatte? So hat der sogenannte AKH-Skandal auch seine guten Seiten: Er lehrt uns auf anschauliche Art und Weise, warum wir immer mehr Steuern zahlen müssen und er lehrt uns die langen Bauzeiten öffentlicher Bauten verstehen. Ein Vorschlag daher: Man gebe den Leuten, die uns da durch die öffentliche Diskussion ihrer beruflichen Arbeit aufgeklärt haben, einen Volksbildungspreis. Solche Preise werden normalerweise an alternde Erwachsenenbildner für staubtrockene, theoretische Abhandlungen verliehen, so nach dem Muster: "Erfahrungen beim Einsatz des Videorecorders bei der Evaluation der Struktur der Erwachsenenbildung im oberen Lesachtal." Niemand interessiert das. Hier dagegen haben wir es mit dem vollen Menschenleben zu tun, und mit unser aller Steuergeld. </div> [[Kategorie:Präsent]] [[Kategorie:AKH-Skandal]] [[Kategorie:Steuern]] [[Kategorie:1980]]
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