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<div class="artikel90"> ={{PAGENAME}}= {{Infobox Publikation | autor = Winfried Hofinger | medium = Tiroler Bauern | texttyp = Artikel | erscheinungsdatum= Dezember 1993 | kategorien= Meta; Sprache; 1993 | anmerkungen= | anmerkungen2=Kommentiert in [[Erlogener Bauer wirbt]], bezieht sich auf [[Aus dem Tagebuch eines Bergbauern]] }} "Schwer stapft der Rofenbauer durch den Schnee; er muß den Christbaum von tief unten im Tal zu seinem Hof über der Waldgrenze hinauftragen." Das stand vor Jahren in der Reisebeilage des "Kurier" unter einem Foto, das mich, und nicht den Rofener, von hinten zeigte. Auch der ganze Text des Artikels - Weihnacht im höchstgelegenen Bauernhof Tirols - war mehr oder weniger erlogen. "Ich will nicht beschreiben, was ist, ich schreib' was die Leser haben wollen," sagte der Redakteur zu seiner Rechtfertigung. In der Tat hat sein Geflunker niemandem wehgetan. Am Anfang war der Logos. Unzureichend übersetzt: Am Anfang war das Wort. Ehrfurcht vor dem Wort, dem geschriebenen wie dem gesprochenen, wäre gefragt. Es wird so viel gesprochen und gedruckt wie kaum je zuvor. Schon aus der Menge der verwendeten Wörter darf man schließen, daß der Gebrauch der Worte nicht immer ein verantwortlicher ist. Es werden Modeworte oder modische Phrasen in Umlauf gesetzt, und ein paar Jahre später werden sie als verbraucht Weggeworfen.Beliebige Beispiele: Das in der Bergmannsprache in einem ganz anderen Sinn verwendete "vor Ort" - kaum einer, der ohne dieses auskommt, wenn er eigentlich "an Ort und Stelle" sagen sollte. Viele Mitbürger beginnen jeden zweiten Satz mit der Bekräftigung:" Ich sag Dir ganz ehrlich ... " - und man fragt sich dann, wie ehrlich jene Sätze gemeint sind, die nicht so beginnen. Man sagt: Ich steh in der Erierstraße; wo stehst Du? - und meint eigentlich seine Autos ... Natürlich soll sich Sprache ändern, wie alles Lebendige. Aber bedacht und bewußt, nicht modisch und oberflächlich. Wer bewußt einkauft und ißt, sollte auch bewußt reden. Das hieße: Nicht zu viel und nicht zu lange, und ordentlich. Noch immer gibt es die Fachtagung mit einem Dutzend an gesprochenen Referaten, obwohl man so gut weiß, wie wenig das gesprochene Wort alleine bewirkt. Kurz reden kann fast keiner. Vorgaben über die Länge von Wortspenden werden als beleidigend aufgefaßt. Beispiele über mutwillig zerredete Veranstaltungen sind jederzeit lieferbar. Niemand würde, wenn er ein Musikstück oder ein Lied vorzutragen hätte, dies ohne vorherige Probe tun. Geredet wird dagegen von vielen Leuten aus dem Stegreif, und so klingt es dann auch. Erschwerend kommt bei uns dazu, daß es sehr wenige gute Redner gibt, weil Hochdeutsch für die meisten die 1. Fremdsprache ist. Was soll das alles zur Weihnacht in einer Zeitung für bewußte Konsumenten und Direktvermarktung? Eines Sommers sagte uns ein Bauer auf der griechischen Insel Naxos: Wir Naxioten sagen, es ist nicht so wichtig, was der Mensch ißt, sondern wesentlich ist, was aus seinem Munde herauskommt. Er war ganz erstaunt, als wir ihm sagten, das gelte nicht nur für Naxioten, sondern für alle Christenmenschen; es stehe so im Neuen Testament (Markus 7,18 ff, Mathäus 15, 10-20). Auch an anderer Stelle steht, daß wir nicht ängstlich - wie die Heiden - besorgt sein sollten, was wir essen und trinken; es käme im Leben noch auf ganz andere Sachen an. Etwa darauf, wie man die Zunge (=Sprache) - die ärger sein kann als ein Schwert - gebraucht. Es wäre sinnlos, eines gegen das andere auszuspielen. Wer bewußt ißt und trinkt, sollte. auch bewußt reden μnd schreiben. Und ist erst dann ein vollwertiger Mensch. </div> [[Kategorie:Meta]] [[Kategorie:Sprache]] [[Kategorie:1993]]
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