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Wie war das, um das Jahr 1902
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<div class="artikel90"> ={{PAGENAME}}= {{Infobox Publikation | autor = Winfried Hofinger | medium = Tiroler Bauernzeitung [[Kategorie:Tiroler Bauernzeitung]] | texttyp = Artikel | erscheinungsdatum= 22. Oktober 2002 | kategorien= Historisches; 2002 | anmerkungen= | anmerkungen2= }} Ein Überblick über das Geschehen in der Welt, in Österreich und in Tirol [[Datei:1902 2002.jpg|thumb| Plakat aus der Zeit der Gründung der Tiroler Bauernzeitung ]] Waldsterben als Wandervorschlag Viele Leser dieser Zeitung können wegen der Arbeit auf dem Feld und im Stall, im Wald und auf der Alm nicht recht auf Urlaub fahren. Sie machen aber gerne am Wochenende, mit Familie und Freunden, Ausflüge. Im folgenden sollen ein paar Ausflugstips beschrieben werden. Das Besondere daran ist, daß hier jeweils sterbende Wälder in Tirol am Ausflugsweg liegen. Nach der neuesten Sprachregelung im Lande sagt man jetzt Walderkrankungen, weil "Sterben" gar so nach ökologischer Katastrophe (so nennen es etwa die Polen schon) klingt. Sie meinen, daß dies alles den Fremdenverkehr schädigt? Ich nicht. Die Fremden haben Augen im Kopf. Jetzt, wo die Lärchen besonders schön grün sind, besteht auch nicht die Gefahr, daß sie, wie das im Winter öfters passiert, für abgestorben gehalten werden. Das Matzenköpfl Einen Kilometer westlich von Brix-legg erhebt sich über dem Matzenpark das Matzenköpfl, seit Jahren Exkursionsziel Nr. 1. Hier, am Prallhang des Montanwerkes, wo es fast ständig nach verbranntem Plastikzeug riecht, ist kein neuartiges Waldsterben zu beobachten, sondern ein klassischer Rauchschaden. An den Steilhängen des Köpfls können Sie beobachten, wie der Boden durch fortgesetzten Kupfereintrag (Kupfer tötet nicht nur im Weinbau die Pilze) abstirbt. Nehmen Sie eine Handvoll und riechen Sie daran - so riecht kein gesunder Waldboden. Daß es am Matzenköpfl nicht noch schlimmer ausschaut, als es das ohnehin tut, ist dem rührigen Waldaufseher Rupprechter zu danken, der alle absterbenden und abgestorbenen Bäume entfernt und der von den Jungpflanzen jede einzeln pflegt. Viel ernster als das Absterben der Bäume am Matzenköpfl - wären sie gesund, müßte man sich sehr wundern, wenn man die Emissionen des Werkes kennt - ist der sich ständig verschlechternde Zustand der Bäume an der Straße von Brixlegg nach Alpbach, viele Kilometer von Großemittenten entfernt. Im Brandenberger Tal Von Pinegg bis zur bayerischen Grenze sind hier die Bundesforste fast alleiniger Grundbesitzer. Wandern Sie durch diese schönen Täler zum Kaiserhaus, zur Johannklause, Überall wird Ihnen auffallen, daß die Bäume, und nicht nur die im höheren Alter, so eigenartig struppig sind. Hier wie anderswo betreiben die Bundesforste seit vielen Jahren nur mehr "Leichenbestattung" - sie ernten nicht mehr nur nach Wirtschaftsplänen, sondern sie räumen die am meisten geschädigten Bestände ab. Im Mittelalter hatten die Brandenberger das Recht, jeden, der das Tal ohne ihre Zustimmung betrat, zu erschlagen, und sie mußten das nur mit dem Herrgott und nicht mit der weltlichen Obrigkeit ausmachen. Heute leben hier gastfreundliche Menschen. Auf einer der vielen Almen, die zum Teil niedriger liegen als die Heimgüter, wird Ihnen jeder gerne über die komplizierten Rechtsverhältnisse Auskunft erteilen. Wo im ganzen Land gibt es das sonst noch, daß ein Almbauer von einer auf eine andere Alm "überzimmert" wird? Niemand kann exakt sagen, wer am schlechten Waldzustand in weiten Teilen des Brandenberger Tales die Schuld trägt. Der Ferntransport aus dem Norden? Das nahe Brixlegg? Der schlechte Boden mit teilweise überalteten Beständen? Die Waldweide? Der Wald stirbt hier auch auf unbeweideten Flächen. Am Röhrerbühel Zahlreich sind die Wanderwege durch dieses ehemalige Bergwerksgelände zwischen St. Johann, Kitzbühel und Reith. Die Bauernhöfe stehen hier meistens auf Inseln in einem mehr oder weniger geschlossenen Waldgebiet. Weil es in den Wald nur ein paar hundert Meter sind, kennen die Bauern ihren Wald besonders gut. Noch vor ein paar Jahren brachten hier die "Taxen" einer schönen Tanne einen gleich hohen Erlös wie das Blochholz. Heute braucht man, um dieselbe Menge an Schmuckreisig zu gewinnen wie vor zehn Jahren, dreimal soviel Tannenbäume. Wer da am Eingehen der Bäume die Hauptschuld trägt, ist schwer auszumachen. Ist es der Regen aus dem Nordwesten? Sind es die Rauchsäulen vom Egger? Ist es der Tag und Nacht durchbrausende Verkehr? Sind es die vielen hundert Hotels in diesem Fremdenverkehrsland? Alle zusammen werden es sein, und jeder redet sich auf den anderen aus. Hochfilzen, Schittachgraben Wenn Sie flächenhaftes Waldsterben tschechischen oder polnischen Ausmaßes auch in Tirol sehen wollen, müssen Sie sich einen Passierschein in den Schittachgraben bei Hochfilzen besorgen. Hinter dem Prallhang des hohen Kamines des Magnesitwerkes stirbt hier der Wald auf 30 ha, wohl als Spätfolge der inzwischen gereinigten Abgase und des Staubes aus diesem Werk. Die Bundesforste haben einen Weg gebaut, um aufräumen zu können. Wieder ein dünner, nährstoffarmer Boden auf Kalk und Dolomit. Im Innsbrucker Erholungswald Wenn Sie von Innsbruck nach Süden fahren, dann fallen Ihnen an den ersten Kurven der Brennerstraße die Bäume, die über den Bestand herausragen, sofort auf: Sie entnadeln sich, Monat für Monat deutlicher. Dieser Wald der Agrargemeinschaft Willen hat schon einiges mitgemacht: Im Altholz stecken Bombensplitter vom letzten Krieg. An seinem Fuß war die Errichtung einer mit Heizöl schwer beheizten Fernwärmezentrale geplant. Die Innsbrucker Luft ist vor ein paar Jahren noch schlechter gewesen als heute. Autobahnkreuz, Wohnraumheizung für die Großstadt, Flughafennähe. Dieser Erholungswald ist einer der wenigen Waldkomplexe, wo der Einheitswert wegen nachgewiesener Rauchschäden vermindert wurde. An der Brennerautobahn Im Wipptal gibt es so gut wie keine rauchende Industrie und wie im gesamten zentralalpinen Bereich weniger Ferntransport. Hier ist die Autobahn, was auch gemessen wurde, sicher Hauptschädiger. Der Tienzner Agrargemeinschaftswald (Auto in Tienzens parken) wurde genau erhoben: Auf 116 Probeflächen wurden 810 Bäume aufgenommen. Hier sind nur mehr 45 Prozent der Bäume gesund (gegenüber 60% in Innsbruck-Land und 62% in Tirol). Auffallend ist die Vergreisung auch der jüngeren Bäume. Die Aufnahme wurde für die angestrebte Senkung des Einheitswertes gemacht, was an ein paar Zehntel Prozenten sogar scheiterte. Am gegenüberliegenden Gemeindewald von Gries, oberhalb des Nößla-cher Plateaus, ist die Entnadelung der Fichten beängstigend. Wandervorschlag: Mittagessen in einem der Gasthäuser am Nößlach und über einen der vielen Güterwege hinaus zu den wunderschönen blumenreichen Lärchenwiesen am Eggerberg wandern. Im Karwendel Hier haben, ebenso wie im Leutascher Gaistal, die Bundesforste ausgedehnten Waldbesitz. Auffallend etwa im Gleirschtal die sterbenden Buchen und Ahorne. Die Verjüngung, die sich noch einstellen würde, ist der Wald-gams ausgeliefert. So wachsen in einem Gebiet, in dem der Mischwald dringendes Erfordernis ist, Fichtenreinbestände heran. Der Anblick aller Tannen über 60 Jahre ist erbärmlich. Sind Ihnen diese Wandervorschläge zu makaber? Schauen Sie lieber nach Pilzen, Blumen, nach Wirtshausschildern und Almkühen aus, wenn Sie in unserem schönen Land unterwegs sind? Wenn Sie auch an der künftigen Bewohnbarkeit des Landes interessiert sind, sollten Sie auch öfters einen Blick in die Baumkronen werfen - zur Festigung des Urteils, daß die Lage ernst ist. Die Forstleute aller Dienststellen haben die Dramatik der Lage längst erkannt. Sie führen Gruppen überall hin, wo es brennt. Und das ist an wesentlich mehr Punkten der Fall als an den paar angeführten. Natürlich sollen Sie nicht durch den Wald fahren, sondern zu Fuß gehen: da sieht man viel mehr, schont die Luft und tut etwas für die eigene Gesundheit. </div> [[Kategorie:Historisches]] [[Kategorie:2002]]
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