Aus Holzknecht
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| autor = Herbert Buzas | | autor = Herbert Buzas | ||
- | | medium = Tiroler Tageszeitung | + | | medium = Tiroler Tageszeitung |
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| erscheinungsdatum= 15. März 2001 | | erscheinungsdatum= 15. März 2001 | ||
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Die österreichische Forstwirtschaft hat mehrere Partner. Früher einmal gab es die mit Bundesgesetz eingerichteten Holzwirtschaftsräte, die später von pro Holz abgelöst wurden. Dabei bringen beide Seiten ihr Wissen, ihr Können, ihre Arbeitskraft und ihr Geld ein, um ihr gemeinsames Interesse, einen gesteigerten Holzabsatz, zu fördern. pro Holz ist nicht nur deshalb erfolgreich, weil es in Zeiten gesteigerten Umweltbewusstseins in der Tat leichter ist, für Holz zu werben als für Asbestplatten oder Betonfertigteile. Es wird bei pro Holz ganz hervorragende Arbeit auf dem Gebiet der Werbung gemacht - ein Fachgebiet, auf dem sich mehr Leute zu urteilen erlauben, als Kenner vorhanden sind. | Die österreichische Forstwirtschaft hat mehrere Partner. Früher einmal gab es die mit Bundesgesetz eingerichteten Holzwirtschaftsräte, die später von pro Holz abgelöst wurden. Dabei bringen beide Seiten ihr Wissen, ihr Können, ihre Arbeitskraft und ihr Geld ein, um ihr gemeinsames Interesse, einen gesteigerten Holzabsatz, zu fördern. pro Holz ist nicht nur deshalb erfolgreich, weil es in Zeiten gesteigerten Umweltbewusstseins in der Tat leichter ist, für Holz zu werben als für Asbestplatten oder Betonfertigteile. Es wird bei pro Holz ganz hervorragende Arbeit auf dem Gebiet der Werbung gemacht - ein Fachgebiet, auf dem sich mehr Leute zu urteilen erlauben, als Kenner vorhanden sind. | ||
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Viel weniger bekannt ist das Kürzel FPP, also Forst-Papier-Platte. Dabei stand das Wissen Pate, dass es in Österreichs Wäldern laufend viel mehr Schwachholz zu ernten gibt, als tatsächlich geerntet wird. Es schien nicht zwingend nötig zu sein, dass Schwachholz und Restholz in so großen Mengen importiert wurden und werden. Also verfeinerte man, im gemeinsamen Interesse, die Aufbringung und die Vermarktung des Schwachholzes, des wichtigsten Rohstoffes in der Plattenerzeugung und in den Papierfabriken. Die von FPP hergestellten Broschüren zählen zu den besten Arbeitsbehelfen, die es weitum gibt. Wenn der Absatz von Durch-forstungsholz trotzdem nicht so funktioniert, wie sich das die Forstwirtschaft gewünscht hätte, dann liegt das auf einer anderen Ebene. | Viel weniger bekannt ist das Kürzel FPP, also Forst-Papier-Platte. Dabei stand das Wissen Pate, dass es in Österreichs Wäldern laufend viel mehr Schwachholz zu ernten gibt, als tatsächlich geerntet wird. Es schien nicht zwingend nötig zu sein, dass Schwachholz und Restholz in so großen Mengen importiert wurden und werden. Also verfeinerte man, im gemeinsamen Interesse, die Aufbringung und die Vermarktung des Schwachholzes, des wichtigsten Rohstoffes in der Plattenerzeugung und in den Papierfabriken. Die von FPP hergestellten Broschüren zählen zu den besten Arbeitsbehelfen, die es weitum gibt. Wenn der Absatz von Durch-forstungsholz trotzdem nicht so funktioniert, wie sich das die Forstwirtschaft gewünscht hätte, dann liegt das auf einer anderen Ebene. | ||
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Von den Besitzern der Großsägewerke wird immer wieder beteuert, dass sie nur deshalb halbwegs anständige Preise zahlen könnten, weil sie so groß sind; weil sie heute Techniken anwenden, die sich bei einem kleinen Sägewerk nie lohnen würden. Der Einschnitt je Arbeitskraft ist gewaltig angestiegen - weniger Lohnkosten, und damit bessere Preise für den Urproduzenten seien die Folge. | Von den Besitzern der Großsägewerke wird immer wieder beteuert, dass sie nur deshalb halbwegs anständige Preise zahlen könnten, weil sie so groß sind; weil sie heute Techniken anwenden, die sich bei einem kleinen Sägewerk nie lohnen würden. Der Einschnitt je Arbeitskraft ist gewaltig angestiegen - weniger Lohnkosten, und damit bessere Preise für den Urproduzenten seien die Folge. | ||
- | Die natürliche Antwort auf die Konzentration bei den Abnehmern sind Zusammenschlüsse bei den Waldbauern. Es wird niemand, der dabei gewesen ist, vergessen, wie ein | + | Die natürliche Antwort auf die Konzentration bei den Abnehmern sind Zusammenschlüsse bei den Waldbauern. Es wird niemand, der dabei gewesen ist, vergessen, wie ein Sprecher der Säger auf der Gründungsversammlung des Tiroler Waldbesitzerverbandes eindringlich davor gewarnt hat, so eine Organisation überhaupt zu gründen. Wir alle stellten uns vor, was passiert wäre, wenn einer von der Urproduktion auf einer Sägerversammlung wortreich die Entwicklung auf dem Sektor der Sägewerke beklagt, ja, verdammt hätte. Auch auf dem Waldbauerntag in Lienz ein paar Jahre später dieselbe, fast gespenstische Szene. Da nützte kein noch so deutlicher Hinweis des vortragenden Funktionärs aus der Steiermark, dass aus einer Bündelung des Angebotes doch auch die Abnehmer riesige Vorteile schöpfen könnten. |
- | Sprecher der Säger auf der Gründungsversammlung des Tiroler Waldbesitzerverbandes eindringlich davor gewarnt hat, so eine Organisation überhaupt zu gründen. Wir alle stellten uns vor, was passiert wäre, wenn einer von der Urproduktion auf einer Sägerversammlung | + | |
Aus der Sicht der Forstwirtschaft möchte man wünschen, dass den Bestrebungen der Waldbauern, sich besser zu organisieren als dies bisher der Fall war, mehr Gelassenheit entgegengebracht würde. Und auch die Vorteile, die daraus erwachsen können, sollte man sehen: Einen selbstbewussten, fachlich versierten Partner müssten sich auch die Säger wünschen. Wenn nicht jeder Traktorfuhre einzeln nachgefragt werden muss, sondern wenn das Angebot gebündelt ist, dann bringt das doch in erster Linie dem Abnehmer Vorteile. Weil dadurch auch bei ihm Kosten wegfallen, kann er sogar ein wenig mehr für die Ware zahlen - sie ist für ihn mehr wert, weil ihre Beschaffung weniger gekostet hat. | Aus der Sicht der Forstwirtschaft möchte man wünschen, dass den Bestrebungen der Waldbauern, sich besser zu organisieren als dies bisher der Fall war, mehr Gelassenheit entgegengebracht würde. Und auch die Vorteile, die daraus erwachsen können, sollte man sehen: Einen selbstbewussten, fachlich versierten Partner müssten sich auch die Säger wünschen. Wenn nicht jeder Traktorfuhre einzeln nachgefragt werden muss, sondern wenn das Angebot gebündelt ist, dann bringt das doch in erster Linie dem Abnehmer Vorteile. Weil dadurch auch bei ihm Kosten wegfallen, kann er sogar ein wenig mehr für die Ware zahlen - sie ist für ihn mehr wert, weil ihre Beschaffung weniger gekostet hat. | ||
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Von einer guten Partnerschaft, die diese Bezeichnung verdient, profitieren beide Teile. Es diktiert nicht einer, oder gar ein dritter, auch nicht der Markt alleine. Würde man dem Markt alleine das letzte Wort zugestehen, bräuchten wir weder Regierung noch (Sozial-) Partnerschaft, weder Kooperationen noch Lastenausgleiche, weder Hilfen für die Schwachen noch Bremsen für die Starken, keine Maßnahmen gegen Kartelle. So lästig das alles jenen sein kann, die sich dynamisch entwickeln wollen - in letzter Konsequenz ist es für niemand wünschenswert, wenn das Gesetz des Dschungels die einzige wirtschaftspolitische Maxime ist. | Von einer guten Partnerschaft, die diese Bezeichnung verdient, profitieren beide Teile. Es diktiert nicht einer, oder gar ein dritter, auch nicht der Markt alleine. Würde man dem Markt alleine das letzte Wort zugestehen, bräuchten wir weder Regierung noch (Sozial-) Partnerschaft, weder Kooperationen noch Lastenausgleiche, weder Hilfen für die Schwachen noch Bremsen für die Starken, keine Maßnahmen gegen Kartelle. So lästig das alles jenen sein kann, die sich dynamisch entwickeln wollen - in letzter Konsequenz ist es für niemand wünschenswert, wenn das Gesetz des Dschungels die einzige wirtschaftspolitische Maxime ist. | ||
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