Aus Holzknecht

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Johann Holzknecht: Ein Mann aus der 2. Reihe
Johann Holzknecht: Ein Mann aus der 2. Reihe
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Johann Holzknecht, Stroblwirt in St. Leonhard im Pässeier, schrieb am 30. November 1809 an "Andreas Hofer, Sandwürth, Wo er ist
Johann Holzknecht, Stroblwirt in St. Leonhard im Pässeier, schrieb am 30. November 1809 an "Andreas Hofer, Sandwürth, Wo er ist
Liebster Bruder Sandwirt! Mit beklemtem aufrichtigem Herzen muss ich dir sagen, dass mir unsere Laage nicht mehr gefällt. Es scheint wirklich an dem zu sein, dass wir das Letzte auf der Mühle haben. Lieber Bruder, rete dich und die Deinigen, uns, unsere Häuser und die noch wenigen Habseligkeiten, vor einem größeren Unglück, da noch Zeit ist. Die Zeit ist zwar kurz, aber deine eigene Verwendung, wenn selbe gleich geschieht, kann noch vielen grossen Übeln zuvorkommen. Man sieht augenscheinlich, dass man sich aufeinander nicht mehr verlassen kann. Der eine spricht weiss, der andere schwarz. Die Erfahrung hat uns schon zum öftern gezeigt, dass gerade diejenigen am schlechtesten sind, die am ärgsten pochen ..."
Liebster Bruder Sandwirt! Mit beklemtem aufrichtigem Herzen muss ich dir sagen, dass mir unsere Laage nicht mehr gefällt. Es scheint wirklich an dem zu sein, dass wir das Letzte auf der Mühle haben. Lieber Bruder, rete dich und die Deinigen, uns, unsere Häuser und die noch wenigen Habseligkeiten, vor einem größeren Unglück, da noch Zeit ist. Die Zeit ist zwar kurz, aber deine eigene Verwendung, wenn selbe gleich geschieht, kann noch vielen grossen Übeln zuvorkommen. Man sieht augenscheinlich, dass man sich aufeinander nicht mehr verlassen kann. Der eine spricht weiss, der andere schwarz. Die Erfahrung hat uns schon zum öftern gezeigt, dass gerade diejenigen am schlechtesten sind, die am ärgsten pochen ..."
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Als Holzknecht den eingangs zitierten Brief an seinen "liebsten Bruder" schrieb, ging es darum, Hofer (nach dem Schönbrunner Frieden vom 14. Oktober) zur Aufgabe zu bewegen. In diesem Friedenssehluss wurde für Tirol das Gegenteil von dem vereinbart, was noch am 29. Mai 1809 von Franz I. gesagt wurde: "...und dass ich keinen anderen Frieden unterzeichnen werde - als den, - der dieses Land an Meine Monarchie unauflöslich knüpft." Wir wissen inzwischen, dass sich letztlich jene um den "Rotbart" durchgesetzt haben, die von einem Nachgeben nichts wissen wollten. Hätte sich Hofer an das ihm bereits von Holzknecht und anderen abgerungene Versprechen, die Waffen nun endgültig zu strecken, gehalten - er wäre nicht in Mantua verurteilt und erschossen worden. Und er wäre damit auch nicht als tragischer Held in die Geschichte eingegangen. Vielleicht wäre er dann so vergessen wie sein Schwager Johann Holzknecht, den auch dicke Bücher über die Geschichte des Landes mit keinem Wort erwähnen. Josef Hirn wird dem Mann sehr wohl gerecht.
Als Holzknecht den eingangs zitierten Brief an seinen "liebsten Bruder" schrieb, ging es darum, Hofer (nach dem Schönbrunner Frieden vom 14. Oktober) zur Aufgabe zu bewegen. In diesem Friedenssehluss wurde für Tirol das Gegenteil von dem vereinbart, was noch am 29. Mai 1809 von Franz I. gesagt wurde: "...und dass ich keinen anderen Frieden unterzeichnen werde - als den, - der dieses Land an Meine Monarchie unauflöslich knüpft." Wir wissen inzwischen, dass sich letztlich jene um den "Rotbart" durchgesetzt haben, die von einem Nachgeben nichts wissen wollten. Hätte sich Hofer an das ihm bereits von Holzknecht und anderen abgerungene Versprechen, die Waffen nun endgültig zu strecken, gehalten - er wäre nicht in Mantua verurteilt und erschossen worden. Und er wäre damit auch nicht als tragischer Held in die Geschichte eingegangen. Vielleicht wäre er dann so vergessen wie sein Schwager Johann Holzknecht, den auch dicke Bücher über die Geschichte des Landes mit keinem Wort erwähnen. Josef Hirn wird dem Mann sehr wohl gerecht.
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"Anderls Türsteher"
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"Anderls Türsteher"
In einem Theaterstück von Karl Pfötscher ("Der Mann vom Land Tirol"), das 1960 im Tiroler Landestheater aufgeführt wurde, wird der Stroblwirt als halber Kretin dargestellt, was eine seiner Ururenkelinnen zu einem wütenden Leserbrief im "Volksboten" veranlasste. Aber das ist jene künstlerische Freiheit, die sich zuletzt auch Filmemacher zu Eigen gemacht haben: Wenn sie etwa Andreas Hofer in der Hofburg nicht nur schlafen, sondern auch beischlafen ließen ...
In einem Theaterstück von Karl Pfötscher ("Der Mann vom Land Tirol"), das 1960 im Tiroler Landestheater aufgeführt wurde, wird der Stroblwirt als halber Kretin dargestellt, was eine seiner Ururenkelinnen zu einem wütenden Leserbrief im "Volksboten" veranlasste. Aber das ist jene künstlerische Freiheit, die sich zuletzt auch Filmemacher zu Eigen gemacht haben: Wenn sie etwa Andreas Hofer in der Hofburg nicht nur schlafen, sondern auch beischlafen ließen ...

Version vom 20:35, 18. Feb. 2014

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