Aus Holzknecht

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Die Lizitationen
Die Lizitationen
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Offenbar machte sich das Schweizer Vieh in Vösendorf erneut sehr gut. Nach Mitteilung von Tierzuchtdirektor Max Parti kann es sich dabei wohl nur um Braunvieh gehandelt haben. Wäre es Simmentaler Vieh gewesen, hätte man es nicht im Canton Schwyz zu kaufen bekommen. Wenn die rund 30 Kühe regelmäßig gekalbt haben, wird sich in Vösendorf bald Nachwuchs und damit ein Überhang an Stieren eingestellt haben. Was tun mit der "Remonte"? Es ist das Lizitations-Protocoll vom 20ten April 1812 erhalten "Über den Verkauf 6 Stück Original Schweitzer Stiere und 1 Kalbin". Wie heute auch werden die "Bedingnisse" genau angegeben:
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Offenbar machte sich das Schweizer Vieh in Vösendorf erneut sehr gut. Nach Mitteilung von Tierzuchtdirektor Max Partl kann es sich dabei wohl nur um Braunvieh gehandelt haben. Wäre es Simmentaler Vieh gewesen, hätte man es nicht im Canton Schwyz zu kaufen bekommen. Wenn die rund 30 Kühe regelmäßig gekalbt haben, wird sich in Vösendorf bald Nachwuchs und damit ein Überhang an Stieren eingestellt haben. Was tun mit der "Remonte"? Es ist das Lizitations-Protocoll vom 20ten April 1812 erhalten "Über den Verkauf 6 Stück Original Schweitzer Stiere und 1 Kalbin". Wie heute auch werden die "Bedingnisse" genau angegeben:
1. Erlag des Kaufschillings nach geschlossener Versteigerung;
1. Erlag des Kaufschillings nach geschlossener Versteigerung;
2. Übergang des Eigenthums nebst Gefahr und Sorge an den Käufer nach vollendetem Meistboth;
2. Übergang des Eigenthums nebst Gefahr und Sorge an den Käufer nach vollendetem Meistboth;
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Der 3. Punkt ist ganz typisch für Peter Jordan: Er hat sich in seiner ganzen Zeit als Güterverwalter immer für seine Leute eingesetzt. Er hat für sie auch Teuerungsabgeltungen und Steuerbefreiungen erreicht.
Der 3. Punkt ist ganz typisch für Peter Jordan: Er hat sich in seiner ganzen Zeit als Güterverwalter immer für seine Leute eingesetzt. Er hat für sie auch Teuerungsabgeltungen und Steuerbefreiungen erreicht.
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Im Begleitschreiben zum Protokoll erklärt Jordan dem Grafen Wrbna, der selbst in Böhmen ausgedehnte Güter besaß, warum die eine Kalbin verkauft wurde: Weil sie mißfarbig war, und im Vergleiche zu den übrigen aus der Art zu schlagen schien. Auch das hat sich bis heute bewährt: Rinder, die nicht zur Herde passen, werden abgestoßen. Die Ausrufspreise der Stiere stiegen mit dem Alter. Der jüngste wurde um 100 Gulden, der älteste um 300 ausgerufen. Das Meistboth richtete sich nach der Qualität. Die Summe aller sieben Ausrufspreise lag bei 1325 Gulden, die Meistbothe ergaben 2445 Gulden. Käufer der Stiere waren zweimal ein Baron Bartenstein, zweimal die mährische Staatsgüter-Administration, der Graf Hoyos und "für L. Trautmannsdorf'. Die Kalbin kaufte ein Lefebre'.
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Im Begleitschreiben zum Protokoll erklärt Jordan dem Grafen Wrbna, der selbst in Böhmen ausgedehnte Güter besaß, warum die eine Kalbin verkauft wurde: Weil sie mißfarbig war, und im Vergleiche zu den übrigen aus der Art zu schlagen schien. Auch das hat sich bis heute bewährt: Rinder, die nicht zur Herde passen, werden abgestoßen. Die Ausrufspreise der Stiere stiegen mit dem Alter. Der jüngste wurde um 100 Gulden, der älteste um 300 ausgerufen. Das Meistboth richtete sich nach der Qualität. Die Summe aller sieben Ausrufspreise lag bei 1325 Gulden, die Meistbothe ergaben 2445 Gulden. Käufer der Stiere waren zweimal ein Baron Bartenstein, zweimal die mährische Staatsgüter-Administration, der Graf Hoyos und "für L. Trautmannsdorf". Die Kalbin kaufte ein Lefebrè.
Jordan nimmt die Abgabe dieses so erfreulichen Berichtes zum Anlass, um die Bewilligung zum Bau eines Kälberstalles anzusuchen. Der würde dazu dienen, die Tiere bis zur Versteigerung gut zu halten (noch heute sprechen Tierzüchter von einer "Versteigerungs-Kondition"!). Seine Lage abseits des Hauptstalles könnte im Fall von Seuchen von Vorteil sein. Auch bei Seuchen hatte Jordan Erfahrung: Als einmal in der Gegend eine Seuche ausbrach, musste er in "Vösendorf 36 Stücke des schönsten Tyrolerviehes nebst 3 Kalbinnen begraben." Die davon abgesonderten Schweizerinnen - offenbar die von der ersten Lieferung, der Brief ist "sine dato", also ohne Datum geschrieben - überstellte er Hals über Kopf in den "ehemals harrachschen, jetzt kaiserlichen Garten" in der Ungargasse. (Als der Verfasser diesen Garten, in dem sich jetzt eine Bundesschule befindet, vor ein paar Jahren für einen Lichtbildervortrag fotografieren wollte, wurde ihm dies mit dem Hinweis, dass er dafür eine schriftliche Bewilligung des k.k. Ministeriums für Unterricht und Kultus brauche, verboten.)
Jordan nimmt die Abgabe dieses so erfreulichen Berichtes zum Anlass, um die Bewilligung zum Bau eines Kälberstalles anzusuchen. Der würde dazu dienen, die Tiere bis zur Versteigerung gut zu halten (noch heute sprechen Tierzüchter von einer "Versteigerungs-Kondition"!). Seine Lage abseits des Hauptstalles könnte im Fall von Seuchen von Vorteil sein. Auch bei Seuchen hatte Jordan Erfahrung: Als einmal in der Gegend eine Seuche ausbrach, musste er in "Vösendorf 36 Stücke des schönsten Tyrolerviehes nebst 3 Kalbinnen begraben." Die davon abgesonderten Schweizerinnen - offenbar die von der ersten Lieferung, der Brief ist "sine dato", also ohne Datum geschrieben - überstellte er Hals über Kopf in den "ehemals harrachschen, jetzt kaiserlichen Garten" in der Ungargasse. (Als der Verfasser diesen Garten, in dem sich jetzt eine Bundesschule befindet, vor ein paar Jahren für einen Lichtbildervortrag fotografieren wollte, wurde ihm dies mit dem Hinweis, dass er dafür eine schriftliche Bewilligung des k.k. Ministeriums für Unterricht und Kultus brauche, verboten.)
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Weitere Versteigerungen
Weitere Versteigerungen
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Das nächste Versteigerungsprotokoll, das überliefert ist, stammt aus 1816. Acht Stiere, fünf Kalben und vier Kühe wurden um 200 bis 1000 Gulden ausgerufen. Die Summe aller Ausrufspreise war 6500 Gulden, also mehr als drei Jahresgehälter von Jordan, die Summe aller Verkaufspreise lag bei 13.483. Die Kühe, alle trächtig, waren zehn und elf Jahre alt,
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Das nächste Versteigerungsprotokoll, das überliefert ist, stammt aus 1816. Acht Stiere, fünf Kalben und vier Kühe wurden um 200 bis 1000 Gulden ausgerufen. Die Summe aller Ausrufspreise war 6500 Gulden, also mehr als drei Jahresgehälter von Jordan, die Summe aller Verkaufspreise lag bei 13.483. Die Kühe, alle trächtig, waren zehn und elf Jahre alt,`waren also noch in der Schweiz geboren. Trotz ihres hohen Alters erreichten sie Preise von 710 bis 1001 Gulden, mehr als den doppelten Ausrufspreis. Die Käufer waren zum Teil mit denen von 1812 identisch, dazu kamen Bräumeister, Gubernialräte und Hofräte. Den jüngsten Stier kaufte der Oberstkämmerer Wrbna. Die teuerste Kalbin, eine 23 Monate alte Tochter der Kuh "Stallmeisterin", kaufte Hofrat von Gürtler um 1220 Gulden (Ausruf 1000 Gulden). Wenn man bedenkt, dass die Anschaffung der ganzen Herde 10.000 Gulden gekostet hat, dann wird das kaiserliche Lob, das am Beginn dieses Artikels abgedruckt ist, verständlich.
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waren also noch in der Schweiz geboren. Trotz ihres hohen Alters erreichten sie Preise von 710 bis 1001 Gulden, mehr als den doppelten Ausrufspreis. Die Käufer waren zum Teil mit denen von 1812 identisch, dazu kamen Bräumeister, Gubernialräte und Hofräte. Den jüngsten Stier kaufte der Oberstkämmerer Wrbna. Die teuerste Kalbin, eine 23 Monate alte Tochter der Kuh "Stallmeisterin", kaufte Hofrat von Gürtler um 1220 Gulden (Ausruf 1000 Gulden). Wenn man bedenkt, dass die Anschaffung der ganzen Herde 10.000 Gulden gekostet hat, dann wird das kaiserliche Lob, das am Beginn dieses Artikels abgedruckt ist, verständlich.
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Ganz neue Erkenntnisse brachte das Absatzjahr 1817. Auf der Frühjahrsversteigerung wurden fünf von zwölf Stieren nicht verkauft. Vier von fünf Kalben gingen nur um den Ausrufspreis weg, die fünfte wurde nicht verkauft. Von den acht Kühen wurden nur fünf verkauft. In Summe betrugen die Ausrufpreise 10.300, die Verkaufserlöse nur 7.780 Gulden. War der Markt bereits gesättigt? Auch die Erzherzoge Johann, Albrecht und Ferdinand, die je ein Stück kauften, konnten diese Absatzveranstaltung zu keinem Erfolg machen,
Ganz neue Erkenntnisse brachte das Absatzjahr 1817. Auf der Frühjahrsversteigerung wurden fünf von zwölf Stieren nicht verkauft. Vier von fünf Kalben gingen nur um den Ausrufspreis weg, die fünfte wurde nicht verkauft. Von den acht Kühen wurden nur fünf verkauft. In Summe betrugen die Ausrufpreise 10.300, die Verkaufserlöse nur 7.780 Gulden. War der Markt bereits gesättigt? Auch die Erzherzoge Johann, Albrecht und Ferdinand, die je ein Stück kauften, konnten diese Absatzveranstaltung zu keinem Erfolg machen,

Aktuelle Version vom 15:24, 19. Feb. 2014

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