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| autor = Winfried Hofinger
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| medium = Tiroler Bauernzeitung
| texttyp= Kommentar
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| erscheinungsdatum= 19. August 1999
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Wer zwischen "Tirol heute" und "Zeit im Bild" den Fernseher nicht abschaltet, kommt da seit Wochen in den Genuss einer höchst eigenartigen Eigenproduktion. Mitbürger/ -innen verschiedener Altersstufen klettern in eine Duschkabine, in der es große Geldscheine auf sie regnet. Was sie davon in der kurzen Zeit, in der das Gebläse eingeschaltet ist, auffangen oder in die Taschen ihres Overall stecken können, gehört ihnen. Was erzähle ich das lange, jeder kennt die peinliche Sendung.
Wer zwischen "Tirol heute" und "Zeit im Bild" den Fernseher nicht abschaltet, kommt da seit Wochen in den Genuss einer höchst eigenartigen Eigenproduktion. Mitbürger/ -innen verschiedener Altersstufen klettern in eine Duschkabine, in der es große Geldscheine auf sie regnet. Was sie davon in der kurzen Zeit, in der das Gebläse eingeschaltet ist, auffangen oder in die Taschen ihres Overall stecken können, gehört ihnen. Was erzähle ich das lange, jeder kennt die peinliche Sendung.
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Um zu testen, was Menschen alles tun, um zu Geld zu kommen, wiederholte die Illustrierte "News" unlängst einen Versuch, der in jedem Lehrbuch der Psychologie als Klassiker steht: Versuchspersonen hatten einen hinter einer Glasscheibe sitzenden Delinquenten nach Aufforderung durch den Versuchsleiter mit Stromstößen zu quälen. Von 20 Geladenen sagten zwei, sie würden das schreckliche Experiment bereits kennen; eine Frau weigerte sich, Stromstöße auszuteilen. Die restlichen 17 machten mit. Das heißt: weil es der Chef befahl (und weil sie für ihren Gehorsam bares Geld bekamen) waren 17 Personen bereit, einem, der sich hinter der Glasscheibe in Schmerzen wand, Stromstöße bis zu 400 Volt, also eine tödliche Dosis, zu verabreichen. Sie wussten ja nicht, dass das nur ein Spiel war.
Um zu testen, was Menschen alles tun, um zu Geld zu kommen, wiederholte die Illustrierte "News" unlängst einen Versuch, der in jedem Lehrbuch der Psychologie als Klassiker steht: Versuchspersonen hatten einen hinter einer Glasscheibe sitzenden Delinquenten nach Aufforderung durch den Versuchsleiter mit Stromstößen zu quälen. Von 20 Geladenen sagten zwei, sie würden das schreckliche Experiment bereits kennen; eine Frau weigerte sich, Stromstöße auszuteilen. Die restlichen 17 machten mit. Das heißt: weil es der Chef befahl (und weil sie für ihren Gehorsam bares Geld bekamen) waren 17 Personen bereit, einem, der sich hinter der Glasscheibe in Schmerzen wand, Stromstöße bis zu 400 Volt, also eine tödliche Dosis, zu verabreichen. Sie wussten ja nicht, dass das nur ein Spiel war.
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Was folgert daraus? Dass sehr viele Menschen bereit sind, um Geld sehr weit zu gehen, bis zur Folterung. Dass sehr viele Menschen das tun, was der Versuchsleiter, der Chef, der Direktor, der Obmann usw. sagt. Nachdenken, entscheiden sollen die da oben. Wir tun, was man uns befiehlt.
Was folgert daraus? Dass sehr viele Menschen bereit sind, um Geld sehr weit zu gehen, bis zur Folterung. Dass sehr viele Menschen das tun, was der Versuchsleiter, der Chef, der Direktor, der Obmann usw. sagt. Nachdenken, entscheiden sollen die da oben. Wir tun, was man uns befiehlt.
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[[Kategorie:Tiroler Bauernzeitung]]
[[Kategorie:ORF]]
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[[Kategorie:Money Maker]]
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Aktuelle Version vom 15:26, 20. Feb. 2014

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