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| autor = Winfried Hofinger
| autor = Winfried Hofinger
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| medium = Tiroler Bauernzeitung
| texttyp = Kommentar
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| erscheinungsdatum= 12. April 1995
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Zur Frage, wie es zur derzeitigen Lage der katholischen Kirche kommen konnte, gibt es viele Antworten. Für viele ist der Urfehler, aus dem sich fast alles andere erklären läßt, der: Die Kirche hat sich, unter dem Eindruck des 18. und 19. Jahrhunderts, von vielen ihrer ursprünglich demokratischen Traditionen verabschiedet und sich zu einer absoluten Monarchie entwickelt. Das fiel in weltweit undemokratischen Zeiten nicht besonders auf; heute, in einer immer mehr demokratisch durchwirkten Gesellschaft, liegen darin Quelle und Erklärung vieler Übel.
Zur Frage, wie es zur derzeitigen Lage der katholischen Kirche kommen konnte, gibt es viele Antworten. Für viele ist der Urfehler, aus dem sich fast alles andere erklären läßt, der: Die Kirche hat sich, unter dem Eindruck des 18. und 19. Jahrhunderts, von vielen ihrer ursprünglich demokratischen Traditionen verabschiedet und sich zu einer absoluten Monarchie entwickelt. Das fiel in weltweit undemokratischen Zeiten nicht besonders auf; heute, in einer immer mehr demokratisch durchwirkten Gesellschaft, liegen darin Quelle und Erklärung vieler Übel.
Demokratie in der Kirche: Der Abt jedes Klosters wird frei gewählt. Die Apostelgeschichte berichtet von der Wahl des Nachfolgers des Judas. Bei zwei gleich geeigneten Kandidaten entschied nicht Petrus, sondern das Los. Das Salzburger Domkapitel wählte durch Jahrhunderte jeweils den Nachfolger des Hl. Rupert. Der Salzburger Metropolit hat, auf dem einigermaßen demokratisch legitimierten Höhepunkt seiner Macht, bis zu elf Unterbischöfe selbst bestellt, ohne lange in Rom nachzufragen. Als ein Nachfolger für Kardinal König zu suchen war, hat der päpstliche Nuntius an die 2.000 Personen befragt - bestellt wurde dann nicht der mit den meisten Nennungen, sondern der Wallfahrtsdirektor von Maria Roggendorf.
Demokratie in der Kirche: Der Abt jedes Klosters wird frei gewählt. Die Apostelgeschichte berichtet von der Wahl des Nachfolgers des Judas. Bei zwei gleich geeigneten Kandidaten entschied nicht Petrus, sondern das Los. Das Salzburger Domkapitel wählte durch Jahrhunderte jeweils den Nachfolger des Hl. Rupert. Der Salzburger Metropolit hat, auf dem einigermaßen demokratisch legitimierten Höhepunkt seiner Macht, bis zu elf Unterbischöfe selbst bestellt, ohne lange in Rom nachzufragen. Als ein Nachfolger für Kardinal König zu suchen war, hat der päpstliche Nuntius an die 2.000 Personen befragt - bestellt wurde dann nicht der mit den meisten Nennungen, sondern der Wallfahrtsdirektor von Maria Roggendorf.
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Das zweite Übel ist die Haltung zur Sexualität. Heute wird, auch in kirchlichen Dokumenten, der Eigenwert und die Schönheit der Sexualität betont. Gottgeschenkt, und nicht des Teufels. Wenn dem so ist, dann ist eine zwingende Verbindung von Sexualität und Kinderzeugen nicht mehr ungefragt annehmbar. Damit wird aber, mit allen Konsequenzen, das ganze Gebäude der kirchlichen Sexualmoral unschlüssig. Daß vieles davon nachweislich von der Mehrheit der praktizierenden Christen nicht nachvollzogen wird, hat nichts mit einer angeblichen Laxheit der Sitten zu tun, sondern mit der Unlo-gik der Lehre. Die von Paul VI. einberufene und von ihm immer wieder mit Leuten seines Vertrauens ergänzte Kommission zur Klärung dieser Frage stimmte zuletzt 18 : 3 dagegen, daß jeder "erlaubte" eheliche Akt offen für das Zeugen von Kindern sein müßte. Eine der drei Gegenstimmen kam vom Erzbischof von Krakau. Vieles an Gutem, das in diesen Tagen von Menschen getan wird, die sich um die Nachfolge Christi bemühen, wird - zum Teil mit böser Absicht - von anderen nicht gesehen. Daß die Kirche und ihre vielen Leistungen für die Menschen bei uns und anderswo kaum Öffentlichkeit haben, ist nur zu einem Teil die Schuld gottloser Medien. Es ist das alles auch eine Folge des unsinnigen Beharrens auf einer Demokratie- und Leibfeindlichkeit, die sich zuletzt auf den Stifter dieser großartigen Religion berufen kann.
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Das Vaticanum I hat die Stellung des Papstes gefestigt. Auf dem Vaticanum II haben die Bischöfe ihre eigene Aufwertung beschlossen. Nun ist es an der Zeit, den Priestern und den Laien in der Kirche ihren verdienten Platz zu geben. Von den Priestern hieß es am letzten Konzil, es müsse sie geben, weil die Bischöfe nicht überall sein könnten. Über die Laien gibt es etwas schönere Worte. Aber von Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit -das ist das Wesen der Demokratie - ist unsere Kirche weitgehend unberührt. Und das ist der Kern des Übels.
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Das zweite Übel ist die Haltung zur Sexualität. Heute wird, auch in kirchlichen Dokumenten, der Eigenwert und die Schönheit der Sexualität betont. Gottgeschenkt, und nicht des Teufels. Wenn dem so ist, dann ist eine zwingende Verbindung von Sexualität und Kinderzeugen nicht mehr ungefragt annehmbar. Damit wird aber, mit allen Konsequenzen, das ganze Gebäude der kirchlichen Sexualmoral unschlüssig. Daß vieles davon nachweislich von der Mehrheit der praktizierenden Christen nicht nachvollzogen wird, hat nichts mit einer angeblichen Laxheit der Sitten zu tun, sondern mit der Unlogik der Lehre. Die von Paul VI. einberufene und von ihm immer wieder mit Leuten seines Vertrauens ergänzte Kommission zur Klärung dieser Frage stimmte zuletzt 18 : 3 dagegen, daß jeder "erlaubte" eheliche Akt offen für das Zeugen von Kindern sein müßte. Eine der drei Gegenstimmen kam vom Erzbischof von Krakau. Vieles an Gutem, das in diesen Tagen von Menschen getan wird, die sich um die Nachfolge Christi bemühen, wird - zum Teil mit böser Absicht - von anderen nicht gesehen. Daß die Kirche und ihre vielen Leistungen für die Menschen bei uns und anderswo kaum Öffentlichkeit haben, ist nur zu einem Teil die Schuld gottloser Medien. Es ist das alles auch eine Folge des unsinnigen Beharrens auf einer Demokratie- und Leibfeindlichkeit, die sich zuletzt auf den Stifter dieser großartigen Religion berufen kann.
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Das Vaticanum I hat die Stellung des Papstes gefestigt. Auf dem Vaticanum II haben die Bischöfe ihre eigene Aufwertung beschlossen. Nun ist es an der Zeit, den Priestern und den Laien in der Kirche ihren verdienten Platz zu geben. Von den Priestern hieß es am letzten Konzil, es müsse sie geben, weil die Bischöfe nicht überall sein könnten. Über die Laien gibt es etwas schönere Worte. Aber von Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit - das ist das Wesen der Demokratie - ist unsere Kirche weitgehend unberührt. Und das ist der Kern des Übels.
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[[Kategorie:Tiroler Bauernzeitung]]
[[Kategorie:Kirchliches]]
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[[Kategorie:Franz König]]
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[[Kategorie:Johannes Paul II]]
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[[Kategorie:1995]]
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Aktuelle Version vom 20:04, 20. Feb. 2014

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