Aus Holzknecht
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Ein Priester, von dem der Satz stammt: "Die Milch ist eine Frau, sagt das Sprüchwort, und will reinlich und zart wie eine Frau behandelt sein." Ein Wanderlehrer, der vor gut hundert Jahren "im kalten Theile von Tirol" von Ort zu Ort geht. Ein Priester, der den Landtag und seine konservative Mehrheit eine Landesstiefmutter nennt, die ihren Kindern nur vorbetet und nichts kocht. Weil er sich mit dem Mist und mit der "Goldtinktur der Jauche" beschäftigte, und weil er weit mehr über diese nicht gerade feinen Dinge statt über das Evangel und über das Seelenheil seiner Mitmenschen sprach, gaben ihm - angeblich seine geistlichen Mitbrüder - den Spitznamen "Mistapostel". Er hat sich aber mit viel mehr als nur mit Stoffkreisläufen befaßt. Neben der MiIch und dem Futterbau, der Almwirtschaft und der Tierzucht war es der Wald; er war durch Jahrzehnte Funktionär des Tiroler Forstvereines. Auch als Gletscher- und Wetterkundler ist er originell und bemerkenswert. | Ein Priester, von dem der Satz stammt: "Die Milch ist eine Frau, sagt das Sprüchwort, und will reinlich und zart wie eine Frau behandelt sein." Ein Wanderlehrer, der vor gut hundert Jahren "im kalten Theile von Tirol" von Ort zu Ort geht. Ein Priester, der den Landtag und seine konservative Mehrheit eine Landesstiefmutter nennt, die ihren Kindern nur vorbetet und nichts kocht. Weil er sich mit dem Mist und mit der "Goldtinktur der Jauche" beschäftigte, und weil er weit mehr über diese nicht gerade feinen Dinge statt über das Evangel und über das Seelenheil seiner Mitmenschen sprach, gaben ihm - angeblich seine geistlichen Mitbrüder - den Spitznamen "Mistapostel". Er hat sich aber mit viel mehr als nur mit Stoffkreisläufen befaßt. Neben der MiIch und dem Futterbau, der Almwirtschaft und der Tierzucht war es der Wald; er war durch Jahrzehnte Funktionär des Tiroler Forstvereines. Auch als Gletscher- und Wetterkundler ist er originell und bemerkenswert. | ||
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Vor zehn Jahren, als ich von Trientl noch nicht so viel wußte wie heute, schrieb ich von anderen ab, daß Trientl den Spruch "Wo Mistus da Christus" als Motto gehabt hätte. Bei einer Besprechung für das Buch, das demnächst erscheint, wies Prof. Fliri darauf hin, daß es für diesen eigenartigen Leitspruch in der Tat keine Belegstelle gibt. Wir haben in den vergangenen Jahren weit über 1000 Seiten von und über Trientl gesammelt - und dieses "Sprüchwort" nirgends gefunden. Inhaltlich drückt es aber Trientls Arbeitsziel aus: Er wollte ein Leben lang die (Tiroler) Bauern dazu bringen, besser als bisher zu wirtschaften; und wenn sie das täten, müßte der Friede Christi unter ihnen zunehmen. | Vor zehn Jahren, als ich von Trientl noch nicht so viel wußte wie heute, schrieb ich von anderen ab, daß Trientl den Spruch "Wo Mistus da Christus" als Motto gehabt hätte. Bei einer Besprechung für das Buch, das demnächst erscheint, wies Prof. Fliri darauf hin, daß es für diesen eigenartigen Leitspruch in der Tat keine Belegstelle gibt. Wir haben in den vergangenen Jahren weit über 1000 Seiten von und über Trientl gesammelt - und dieses "Sprüchwort" nirgends gefunden. Inhaltlich drückt es aber Trientls Arbeitsziel aus: Er wollte ein Leben lang die (Tiroler) Bauern dazu bringen, besser als bisher zu wirtschaften; und wenn sie das täten, müßte der Friede Christi unter ihnen zunehmen. | ||
Zahlreich sind seine Vorschläge, wie sie ihre Produkte besser und sauberer herstellen könnten; wo es möglich sei, sollten sie Markenprodukte und nicht Massen"waare" herstellen. Und sei es, daß sie ihren Namen auf die Butter stempeln. | Zahlreich sind seine Vorschläge, wie sie ihre Produkte besser und sauberer herstellen könnten; wo es möglich sei, sollten sie Markenprodukte und nicht Massen"waare" herstellen. Und sei es, daß sie ihren Namen auf die Butter stempeln. | ||
Die Schriftleiter diese Heftes haben mich gebeten, in den kommenden Monaten mehr über diesen originellen Mann zu schreiben. Sehr gerne folge ich dieser Aufforderung. | Die Schriftleiter diese Heftes haben mich gebeten, in den kommenden Monaten mehr über diesen originellen Mann zu schreiben. Sehr gerne folge ich dieser Aufforderung. | ||
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Zum Schnaps, dem Schwerpunktthema dieser Nummer, hatte Trientl eine sehr bestimmte Meinung. Er sagte, in einem Kalenderaufsatz 1896, daß der Branntwein "als Nahrungsmittel durchaus keinen Werth" habe. Daß die im Rausche erzeugten Kinder blödsinnig wären, wie Trientl meint, stimmt zum Glück nicht, sonst müßten viel mehr Kinder blödsinnig sein. "Es gibt und gab kein Volk, das nicht den Genuß anregender Getränke von Zeit zu Zeit ..." Aber: "Gegen den Branntwein muß man etwas strenger ..." Anfangen müsse mit der Mäßigung jeder bei sich selbst, "weil das ganze Volk aus lauter einzelnen Leuten besteht." Und weiter, in Trientls blumiger Sprache: "Der Verliebte soll seiner Braut keinen Schnaps bringen, aber auch sie ihm keinen geben. Eine ehrliche Liebe weiß etwas besseres zu schenken. Wir mögen glauben und beten, wie viel wir wollen, wir werden doch Lumpen, wenn wir zuviel Branntwein saufen. Liebe Landsleute! Es handelt sich nicht darum euch allen Branntwein zu verwehren. Genießet nur den guten Schnaps aus euren Trauben, Früchten und Beeren." | Zum Schnaps, dem Schwerpunktthema dieser Nummer, hatte Trientl eine sehr bestimmte Meinung. Er sagte, in einem Kalenderaufsatz 1896, daß der Branntwein "als Nahrungsmittel durchaus keinen Werth" habe. Daß die im Rausche erzeugten Kinder blödsinnig wären, wie Trientl meint, stimmt zum Glück nicht, sonst müßten viel mehr Kinder blödsinnig sein. "Es gibt und gab kein Volk, das nicht den Genuß anregender Getränke von Zeit zu Zeit ..." Aber: "Gegen den Branntwein muß man etwas strenger ..." Anfangen müsse mit der Mäßigung jeder bei sich selbst, "weil das ganze Volk aus lauter einzelnen Leuten besteht." Und weiter, in Trientls blumiger Sprache: "Der Verliebte soll seiner Braut keinen Schnaps bringen, aber auch sie ihm keinen geben. Eine ehrliche Liebe weiß etwas besseres zu schenken. Wir mögen glauben und beten, wie viel wir wollen, wir werden doch Lumpen, wenn wir zuviel Branntwein saufen. Liebe Landsleute! Es handelt sich nicht darum euch allen Branntwein zu verwehren. Genießet nur den guten Schnaps aus euren Trauben, Früchten und Beeren." | ||
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Er kämpfte also gegen den maßlosen Genuß von billigem, schlechtem Fusel. Wer nicht? Gegen einen guten Selbstgebrannten hatte er offenbar wenig einzuwenden. In einem Artikel über "allerhand Lumpereien" rügt er jene, die Enziane ausrotten statt sie zu erhalten. Auch eine Anleitung zur guten Zubereitung von Kranebitt-Schnaps aus Triendls Feder gibt es. - Aber unzweifelhaft mehr am Herzen lag ihm Milch und Brot. Darüber ein andermal mehr. | Er kämpfte also gegen den maßlosen Genuß von billigem, schlechtem Fusel. Wer nicht? Gegen einen guten Selbstgebrannten hatte er offenbar wenig einzuwenden. In einem Artikel über "allerhand Lumpereien" rügt er jene, die Enziane ausrotten statt sie zu erhalten. Auch eine Anleitung zur guten Zubereitung von Kranebitt-Schnaps aus Triendls Feder gibt es. - Aber unzweifelhaft mehr am Herzen lag ihm Milch und Brot. Darüber ein andermal mehr. | ||
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